
My DVD of 'The New World' (2005). The story of Pocahontas contains questions about some essential human challenges, like the coexistence of cultures, the assimilation of cultures, which - even as unfulfiled ideals - are so much better than humanity's ancient curse of the destruction of cultures
Zwei interessante Dokus über Pocahontas online. Ein Radiofeature vom Bayerischen Rundfunk, und eine exzellente TV-Doku vom Smithsonian Channel. Links folgen am Ende des Posts. Die auf wahren Ereignissen beruhende Story der Indianerprinzessin Pocahontas (1595-1617) – die zu der ersten Vermittlerin zwischen den Kulturen der einheimischen Indianer und den englischen Kolonialisten wurde – ist der Gründungsmythos Nordamerikas. In Deutschland, schätze ich, ist die Story am meisten durch den Disney-Zeichen-trickfilm ‘Pocahontas’ (1995) bekannt. Als Kinder-film durchaus sehenswert. Aber als Spielfilm für Erwachsene empfehle ich Terrence Malicks ‘The New World’ (2005), der ebenfalls von Pocahontas handelt. Im Bild ist meine DVD-Ausgabe. Dieser Film hat dokumentarische, aber auch sehr starke romantische Elemente. Die Frage bleibt: Ist der Mythos Pocahontas kolonialistische Propaganda? Beide der folgenden Dokus argumentieren, dass der Mythos in der Tat propagandistische Elemente enthält. Kritiker sagen zum Beispiel, dass die zum Christen-tum konvertierte Pocahontas, die zu Shakespeares Zeiten England besuchte und dort im Alter von 21 Jahren starb, zur Heldin stilisiert wurde, um die brutale Realität der Kolonisierung Amerikas zu romantisieren und zu rechtfertigen. Die amerikanische TV-Doku von 2017 vermittelt – neben allen kritischen Stimmen die zu Wort kommen – allerdings auch etwas von den genuin gut gemeinten Absichten, auf denen der Pocahontas-Mythos beruht. In Deutschland ist man sich vielleicht nicht so bewusst, dass Pocahontas in Nordamerika tatsächlich als ‘Mutter der Nation’ angesehen, und schon für Schulkinder als solche dargestellt wird.
‘Come, spirit, help us sing the story of our land. You are our mother. We, your field of corn. We rise from out of the soul of you.’ (Pocahontas – Anfangszeilen des Spielfilms ‘The New World’ 2005)

Critics say Pocahontas has been made an icon to justify and romanticize colonisation: She looks beautiful in this painting by Jean Leon Gerome Ferris - though it depicts her abduction
Für erwachsene Amerikaner, die von Pocahontas abstammen – und es gibt erwiesenermaßen heute etwa 30.000 Nachfahren von ihr – ist diese Verbindung, ohne Übertreibung ausgedrückt, das Äquivalent eines Adelstitels in Amerika. Die wahrscheinlich eher platonische Freundschaft von Pocahontas und Captain Smith – den sie davor rettete, von ihrem Vater, dem Powhatan-Stammeschef, hingerichtet zu werden – ist der berühmteste Teil der Story. Im Film wird Captain Smith von Colin Farrell gespielt. Aber letztendlich war es ein anderer Engländer namens John Rolfe, im Film gespielt von Christian Bale, den sie heiratete und mit dem sie ein Kind hatte. Dieser Thomas Rolfe hatte viele Nachkommen, unter denen im Lauf der Jahrhunderte Leute, so unterschiedlich wie Robert E. Lee, der General der Konföderierten, und der heute lebende Schauspieler Edward Norton waren. Geschichtsschreibung ist zu einem gewissen Grad immer ein Narrativ, also nicht unbedingt eine objektive Erzählung von Ereignissen. Aber dass Pocahontas zum Mythos geworden ist, deutet darauf hin, dass ihre Geschichte essenzielle Fragen und vielleicht einige Antworten zu Themen enthält, die Menschen beschäftigen. Die Koexistenz von Kulturen, der Assimilation von Kulturen. Beides, zumindest als Ideal, unendlich besser als ein uralter Fluch der Menschheit: Die Zerstörung von Kulturen.
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BR-Radiofeature über Pocahonta Die BR-Sendung ‘Pocahontas und Captain Smith: Der Gründungsmythos der Neuen Welt’. Von Markus Metz. Mit dem Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und Schriftsteller Klaus Theweleit (Autor von ‘Der Pocahonta Komplex’) Sendereihe RadioWissen. Bayerischer Rundfunk. 25:06 Min.
Smithsonian Channel TV-Doku über Pocahontas von 2017 Der sehenswerte Dokumentarfilm ‘Pocahontas: Beyond the Myth’ (2017) Von Molly Hermann & Rob Lyall. Mit der Historikerin Camilla Townsend. 51 Min.
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