
Idea for St Patrick's Day: Beautiful Irish movie 'The Secret of Roan Inish' (1994), filmed on the coast of Donegal
Wir möchten Ihnen zu Beginn dieser Serie einen Film vorstellen den Sie vielleicht noch nicht kennen aber wahrscheinlich mögen werden: The Secret of Roan Inish (1994) erschien zwar seiner Zeit mal unter dem deutschen Titel Das Geheimnis des Seehundbabys auf Videokassette, ist aber seitdem nicht mehr in deutscher Fassung auf DVD veröffentlicht worden, Dass dieser in Irland gedrehte Film ein Klassiker ist, scheint nicht nur unsere Meinung zu sein sondern auch die von über 300 Rezensionen bei Amazon-US wo der Film nach über einem Jahrzehnt noch einen hohen Verkaufsrang hat. Die Handlung im Voraus zu wissen, schadet nicht, denn es gibt hier keine Verbrechen zu lösen, keine Verschwörungen oder schockierenden Wendungen. Der Film spielt im ländlichen Irland der 40er Jahre und handelt von irischen Traditionen und Legenden. Es geht um Kindheit, Familiengemeinschaft und darum dass es im Leben trotz allen Problemen mehr Hoffnung als Hoffnungslosigkeit gibt. Darüber hinaus starke Landschaften und einen Soundtrack mit irischer Folkmusik.
Wie beginnt das Geheimnis von Roan Inish? Der Film fängt damit an dass die Mutter des 10-jährigen Mädchens Fiona auf einer verlassenen Insel beerdigt wird. Es ist das Jahr 1946 und die irische Küsteninsel Roan Inish ist evakuiert worden weil immer mehr der Bewohner auf Arbeitssuche zum irischen Festland oder nach England abgewandert sind. Der ursprüngliche Lebensunterhalt der Inselbewohner war die Fischerei. Auch Fionas Großeltern Hugh und Tess Conneely lebten früher auf Roan Inish und mussten die Insel verlassen. Sie leben aber immer noch in der Nähe der Insel auf dem Festland und Fiona zieht zu ihnen. Das neue Zuhause ist idyllisch aber es gibt ein Tabu-Thema: Ihr kleiner Bruder Jamie ging vor drei Jahren während der Räumung der Insel verloren. Die hölzerene Krippe in der er lag, trieb ins Meer hinaus und konnte nicht wiedergefunden werden
Was hat es mit den Seehunden auf sich? Die Insel Roan Inish war schon immer von Seehunden besiedelt und die Bewohner jagten sie nicht sondern lebten gemeinsam mit ihnen von dem großen Fischreichtum. Einer der Hintergründe dafür ist die keltische Sage von den sogenannten Selkies, das sind Seehund-Wesen die, ähnlich wie Meerjungfrauen eine menschliche Gestalt annehmen können. Im Film geht es um eine örtliche Legende, wonach sich vor vielen Jahren eine Seehündin am Strand in eine Frau verwandelte. Liam, der Ur-Ur-Urgroßvater von dem Mädchen Fiona, beobachtete sie dabei und stahl das abgestreifte Seehundfell der dunkelhaarigen Schönheit, die sich ohne das Fell nicht zurück verwandeln konnte. So nahm die Geschichte ihren Lauf
Warum werden auf Roan Inish keine Seehunde mehr getötet? Die gestrandete Seehund-Frau, die eine uralte Form von Gälisch sprach und Nuala hiess, wurde Liams Ehefrau. Sie bekamen viele Kinder und so geschah es das unter den blondschöpfigen Generationen der Conneely-Familie gelegentlich ein Kind geboren wurde das, wie Nuala, ganz dunkelhaarig war und eine besondere Affinität zum Meer und zum Fischfang hatte, zum Beispiel mit bloßen Händen Fische fangen konnte. Eines Tages fand Nuala jedoch zufällig das Seehundfell das ihr Ehemann Liam versteckt hatte. Sie folgte dem Zwang, sich damit wieder in eine Seehündin zu verwandeln und verschwand wieder ins Meer. Aus Sorge um Nuala, durften seither auf Roan Inish keine Seehunde mehr getötet werden
Was findet das Mädchen heraus? Die 10-jährige Fiona beginnt, die Bruchstücke ihrer Familiengeschichte zusammenzufügen. Das tut sie anhand von Begegnungen und Gesprächen mit ihren Großeltern und anderen Dorfbewohnern, wie ihrem 14-jährigen Cousin Eamon und dem 35-jährigen Fischer Tadgh (sprich: Taig), der im Dorf als Außenseiter gilt. Tadgh ist ein Verwandter von Fiona und, im Gegensatz zu ihr, einer der ‘dunklen’ Conneelys. Es scheint dass das Verschwinden ihres kleinen Bruders Jamie etwas mit den Seehunden von Roan Inish zu tun hat und dass Fiona die Schlüsselfigur ist um ihn zu retten
Was findet Fiona auf der Insel Roan Ininsh? Der Fischer Tadgh sagt geheimnisvoll zu Fiona: ‘Wir haben auf dich gewartet.’ Bald darauf unternimmt das Mädchen zusammen mit ihrem Cousin Eamon einen Abstecher auf die Insel Roan Inish. Eamon und Fiona sind beide als kleine Kinder dort aufgewachsen und finden die kleinen, nah beieinander liegenden Häuser der ehemaligen Inselgemeinschaft alle im Zustand des Verfalls. Aber sie finden auch Hinweise darauf dass sich noch jemand auf der Insel aufhält: Spuren im Sand, warme Asche im Kamin, Muscheln die als Spielzeug benutzt wurden. Könnte es sein das ihr kleiner Bruder Jamie noch lebt?
Wie löst Fiona das Geheimnis von Roan Inish? Fiona taucht immer tiefer in die Geschichte ihrer Familie ein. Auch in ihren Träumen macht sie Begegnungen, z.B mit ihrer schönen rothaarigen Mutter Bridgid, die im Alter von 35 Jahren verstarb und mit deren Begräbnis auf Roan Inish der Film begann. Von ihrer Großmutter Tess erfährt Fiona Geschichten und Details aus dem Leben ihrer Eltern. Hier kommt im Film gut zur Geltung, wie die Menschen auf humorvolle und liebevolle Art ihre spirituelle Ader, sei es die heidnisch-mythologische Seite oder die christliche, mit ihrem alltäglichen Leben in Einklang bringen. Fiona merkt dass die Insel Roan Inish der Schlüssel zur Rettung ihres Bruders Jamie und ihrer ganzen Familie ist. Mit ihrem Cousin Eamon beginnt sie, heimlich und in wochenlanger Arbeit die alten verfallenen Familienhäuser auf der Insel wieder in Stand zu setzen. Dabei führt die Liebe und Hingabe der Kinder zu einem neuen Anfang und zu einer neuen Hoffnung
Darstellung irischer Geschichte & Traditionen im Film? The Secret of Roan Inish (1994) vermittelt einige interessante Fakten über irisches Brauchtum und Irlands Geschichte. Wir sehen z. B. wie Boote mit Teer wasserdicht gemacht werden und wie ein beim Schiffsunglück halberfrorener Junge zwischen zwei Kühe gelegt wird um ihn aufzuwärmen. Was irische Geschichte anbelangt, erfahren wir in einem Rückblick wie Fionas Ur-Großvater Sean Michael als Kind in der Schule bestraft wurde weil er Gälisch sprach – was unter der Herrschaft der Engländer verboten war. Darauf hin griff Sean Michael den Lehrer an, wurde später, wie Fionas Opa erzählt, ein Waffenschmuggler und starb im Gefängnis. Kinder unter englischer Herrschaft zum Teil sog. tally-sticks um den Hals tragen, ein Stöckchen in das Kerben geschnitten wurden wenn sie beim Gälisch sprechen erwischt wurden
Ist Roan Inish auch die Suche des Regisseurs nach seinen eigenen Wurzeln? Regisseur John Sayles, (geb. 1950) der meist als independent filmmaker, also unabhängig von Hollywood arbeitet, wuchs in New York auf, wo es eine große irische Gemeinde gibt. Beide seine Eltern sind halb-irisch. The Secret of Roan Inish (1994) scheint uns zu einem guten Teil eine Hommage an seine Herkunft zu sein. John Sayles versetzte die Handlung der Buchvorlage von den hebridischen Inseln Schottlands nach Irland, wo es ähnliche Seehundlegenden gibt. Er erforschte im Vorfeld lokale irische Dialekte und Redensarten welche später ihren Weg in das Drehbuch fanden. Dies war anscheinend ein Aspekt den die irischen Schauspieler beim Dreh positiv kommentierten. Für die bemerkenswerte Hauptfigur Fiona und Cousin Eamon wurden absichtlich keine erfahrenen Kinderschauspieler eingesetzt. Um den Rollen authentische Persönlichkeiten zu geben, wurden die beiden, nach Anzeigen in Lokalzeitungen, bei Castings unter ca. tausend irischen Kindern und Jugendlichen ausgesucht. Für das exzellente Soundtrack-Album The Secret of Roan Inish erforschten John Sayles und sein langjähriger Mitarbeiter und Komponist Mason Daring in Irland alte Aufzeichnungen von Folk-Liedern und spielten mit traditionellen Instrumenten auch Lieder mit gälischem Gesang ein. Auf dem Albumcover ist übrigens keine Musikerin sondern die Seehundfrau Nuala, die irische Schauspielerin Susan Lynch zu sehen.
Vergriffene Buchvorlage aus den 50er Jahren? Die Zeichnungen bei man bei den credits am Ende des Films sieht, erinnern etwas an die Illustrationen von Astrid-Lindgren-Büchern und stammen aus dem Buch Child of the Western Isles (1959) von Rosalie K. Fry. In Amerika wurde es als ‘The Secret of Ron Mor Skerry‘ veröffentlicht und war Vorlage für den Film. John Sayles’ Frau hatte das Buch als Kind gelesen. Das Buch ist momentan nur teuer aus zweiter Hand erhältlich. In der Originalfassung enthält es Zeichnungen der Autorin, die auch mehrere andere Kinderbücher illustriert hat, u.a. von Enid Blyton. Eine neuere Buch-zum-Film-Ausgabe enthält statt der Zeichnungen Fotos vom Film, ist allerdings auch vergriffen. Eine deutschsprachige Fassung existiert überhaupt nicht, was schade ist, denn es ist ein Kinderbuch das auch vielen Erwachsenen gefallen würde. Hier eine kurze Kostprobe, frei von uns aus dem Englischen übersetzt: Es begann alles vor langer Zeit, als die Häuser von Ron Mor neu gebaut wurden. Fünf oder sechs müssen es gewesen sein, direkt unten am Strand, in der einzigen Bucht der Insel. In jedem Haus lebte eine Familie, es waren hauptsächlich Fischer. Sie lebten von dem was sie vom Meer und von der Ernte der dünnen Erdschicht auf der Insel bekamen. Ihr Leben war hart, aber nicht zu hart um Interesse an den Angelegenheiten der anderen zu haben. Deshalb war es seltsam dass nie jemand herausfand, wo der junge Ian McConville eigentlich seine Frau gefunden hatte…’. Unser Kommentar: Deutscher Verlag bitte!
Was steckt hinter den Legenden über Seehundmenschen? Legenden über Mischwesen die im Wasser leben und trotzdem eine Art von Verbindung zu Menschen haben, sind in Europa weit verbreitet: Von den sog. Selkies um die es in ‘The Secret of Roan Inish‘ geht, bis zu den mythologisch verwandten Sagen von Nixen, Nymphen, Seejungfrauen etc. Mythen dieser Art sind im Kern oft prähistorischen Ursprungs und schwer auf eine einzige, definitive Erklärung festzunageln. Wir bieten Lesern hier 4 mehr oder weniger bizarre Hypothesen die Sie am Kaminfeuer weiterspinnen oder verwerfen können: 1. Eine praktischer Ansatz wäre die Tatsache dass Seehunde sehr ausdrucksvolle Augen und Stimmen haben, in die man früher vielleicht einen menschlichen Charakter hinein interpretierte. 2. Manche Forscher vermuten dass die mythischen ‘Menschen vom Meer‘ erzählerische Symbole für Völker sind die – vielleicht aus dem Mittelmeerraum? – vor Tausenden von Jahren nach Nordeuropa kamen und zum Teil in die dortige Bevölkerung absorbiert wurden 3. Dann gibt es noch die bizarr klingende aber wissenschaftlich fundierte Hypothese vom Aquatic Ape, oder auch Wasseraffen-Theorie. Grob zusammengefasst: Dass ein Abschnitt der menschlichen Evolution im Wasser stattfand, also dass ein Teil der sich entwickelnden Menschheit im Wasser und mit der Unterstützung des Wassers aufrecht gehen lernte und vielleicht 50% seiner Zeit im Meer und am Meeresufer verbrachte. Sollte das der Fall sein, wäre ein Entstehen von Legenden über Wasser-Wesen plausibel. Es gibt einen langen Wiki-Artikel zur Aquatic Ape Theorie, der aber nicht die mögliche Verbindung zur Mythologie anspricht – das ist unsere Idee. Letztlich gäbe es noch die ultra-coole Möglichkeit Nummer 4. Seehundmenschen, Nixen und Rheintöchter etc. gibt es wirklich aber die schlauen Viecher kommen immer nur raus wenn keine Zeugen, Wissenschaftler oder Kameras vor Ort sind!
Irland und Roan Inish Drehorte besuchen? Am Ende von ‘The Secret of Roan Inish’ (1994) ist eine Danksagung an die Menschen von Portnoo (gäl: Port Nua) und Rossbeg, den Drehorten des Films im County Donegal an der Westküste Irlands. Anscheinend pilgern manche Fans des Films dorthin und halten nach Seehunden Ausschau. Für Leser die Irland kennenlernen wollen, könnte das County Donegal – mit oder ohne Seehunde – ein guter Anfang sein: Donegal gehört zu den Regionen der Gaeltacht, das heißt, hier spricht noch eine erhebliche Anzahl von Leuten Gälisch, eine alte Sprache der indogermanischen Familie. Im County Donegal gibt auch es die meisten prähistorischen Monumente in ganz Irland, ca. 85 Stätten. Einen Besuch wert, und nur ein paar Kilometer vom Drehort von The Secret of Roan Inish gelegen, sind z.B. die 4000 Jahre alten Kilclooney Dolmen. Weltberühmt ist die prähistorische Festung Grianan of Aileach (dt. Steinhaus der Sonne), das der Legende nach von den Tuatha de Danaans, einem Volk von der Elbe, gebaut wurde. Grianan of Aileach liegt ca. 60 km östlich von Portnoo, nahe der Stadt Letterkenny. Etwa auf der Mitte der Strecke liegt der Nationalpark Glenveagh. County Donegal hat einen Reichtum an Seen, sprichwörtlich Hunderte, wie Doon Lough mit der 3000 Jahre alten Festung Doon Fort. Ebenfalls auf einer Insel gelegen, ist der Wallfahrtsort für St. Patrick in der Mitte des Sees Lough Derg. Einblicke in irische Traditionen gibt es im Dorf Glencolmcille wo im 6. Jhr. der irische St. Columban lebte und heute das Museums-Dorf Glencolmcille Folk Village frühere Lebensbedingungen dokumentiert.
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Weitere Infos Der Spielfilm The Secret of Roan Inish (1994), siehe Link, ist momentan auf YouTube (Englisch). Die DVD beim deutschen Amazon hat ein anderes Cover als unsere spanische Ausgabe
Avenita Kulturmagazin