Anspruchsvolles Hörspiel von 1992. Koproduktion Südwestfunk / Hessischer Rundfunk, mit vielen guten Sprechern. Link folgt am Ende des Posts. Im Foto ist meine englische Ausgabe von der Romanvorlage The Little Drummer Girl (1983). Dies war zufälligerweise das erste Buch von John le Carré das ich gelesen habe. Obwohl ich im Fernsehen vorher Sachen wie Der Spion der aus der Kälte kam und Dame, König, As, Spion gesehen hatte. Die Libelle, so der deutsche Titel, handelt erstmals nicht vom altbekannten Konflikt zwischen den westlichen und kommunistischen Geheimdiensten. Stattdessen geht es hier um den Nahostkonflikt, und die Kontrahenten sind Leute vom israelischen Geheimdienst und ein palästinensischer Terrorist namens Khalil. Zwischen den beiden Seiten steht eine 26-jährige britische Schauspielerin namens Charlie. Siewird von dem israelischen Spion Martin Kurtz als Lockvogel rekrutiert um Khalil ausfindig zu machen. Die aufwendige Falle funktioniert und platziert Charlie in nächster Nähe zu Khalil. Sie gewinnt sein Vertrauen, macht eine Ausbildung in einem palästinensischen Militärcamp und nimmt sogar an einem Attentat teil. Aber der Preis dafür, zwischen die Fronten zu geraten ist hoch. Dies ist eine spannende Story die zudem versucht, die Welt durch die Augen der verschiedenen Seiten des Konflikts zu sehen. Der Roman, der bisher zweimal verfilmt wurde, hat nicht meine Meinung geändert, dass der Nahe Osten in politischer Hinsicht eine unheilvolle Problemsituation ist, aus der sich Europa so weit wie möglich heraushalten sollte, aber er hat zu meinem Verständnis der Situation beigetragen.
Irgendwo steckt in jedem Bombenattentat auch ein Wunder; in diesem Fall sorgte der amerikanische Schulbus dafür, der gerade gekommen und mit den meisten schulpflichtigen Kindern des Diplomatenviertels wieder abgefahren war, die sich jeden Tag auf dem Wendekreis keine fünfzig Meter vom Epizentrum entfernt einfanden. Wie durch eine gnädige Fügung hatte an diesem Montag morgen keines der Kinder seine Hausaufgaben vergessen, und keines verschlafen. Die Heckscheiben des Busses zersprangen, eine kleine Französin verlor ein Auge, doch im Großen und Ganzen kamen die Kinder mit heiler Haut davon. (Gekürzte Romanpassage, Die Libelle, John le Carré, 1983)
John le Carré: ‘Die Libelle’ als Hörspiel online Das SWR / HR Hörspiel Teil 1 mit Verena von Behr (als Charlie), Hans Caninenberg (als Martin Kurz), Matthias Ponnier (als Khalil), Christian Brückner (Joseph), Jörg Ratjen (Litvak), Markus Hoffmann (als Oded), Christine Schönfeld (Lucy), Manfred Steffen (als Ned Quilley), Christoph Quest (als Anton Mesterbein), Doris Wolters (Helga), Peter Lieck (Tayeh), Helmut Woestmann (Prof. Minkel), Karin Schröder (Frau Minkel). Weitere Rollen: Patrick Blank, Andreas Szerda. Link für Teil 2. Erzähler: Wolfgang Condrus. Übersetzung: Werner Peterich Bearbeitung: Valerie Stiegele. Technische Realisierung: Roland Seiler, Regine Schneider. Regieassistenz: Ulrich Lampen. Regie: Hermann Naber. Länge 114 Min.
Wussten Sie schon? Im Vorwort des Romans bedankt sich John le Carré nicht nur bei mehreren, meist namentlich genannten Israelis und Palästinensern, die ihm beim Schreiben mit Hintergrundinformationen halfen, sondern auch bei dem britischen Lieutenant-Colonel John Gaff (1927-2013), einem hochrangigen Bombenentschärfer. Er machte le Carré ‘mit den banalen Schrecken selbst gebastelter Bomben vertraut und sorgte dafür’ – schreibt der Autor - ‘dass ich nicht versehentlich ein Rezept zu ihrer Herstellung lieferte’.
Berühmte Fans des Romans? Sowohl Stephen King als auch John Grisham nannten ’Die Libelle’ als ihren Lieblingsroman von John le Carré. Stephen King begründete dies u. a. damit, dass le Carré in diesem Roman mehr Interesse an seinen Romanfiguren hatte als an den Technikalitäten des Spionagegeschäfts
Trailer für neuste Verfilmung Ein Clip von The Little Drummer Girl (2018) mit Florence Pugh als Charlie Ross
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