1994 BBC radio drama The Flying Dutchman is online. A play, set in 17th, 19th and 20th century, about origins of the legend in times of the Dutch East India Company, with risky trade routes around Cape of Good Hope - and some music from the opera

‘Wie aus der Ferne längst vergang’ner Zeiten…’. Ein anspruchsvolles BBC-Hörspiel mit vielen renommierten Sprechern. Das Hörspiel basiert auf der ursprünglichen Legende aus dem 17. Jahrhundert. Link folgt am Endes des Blogposts. Die bekannteste Version ist heutzutage zweifellos Wagners Oper aus dem 19. Jahrhundert. Im Foto, meine Deutsche Grammophon DVD mit Harry Kupfers Inszenierung von 1985, die ich sehr empfehlen kann. Aber Der Fliegende Holländer (1843) von Wagner ist typischerweise seine ureigene Interpretation des Stoffes: The power of love…die erlösende Kraft der Liebe einer treuen Frau etc. Alles gut und richtig, aber dadurch dass Wagner seine romantischen Vorstellungen nach Norwegen verlegte, verliert die Story etwas von ihrem historischen Kern. Die Legende wurde nämlich von Seeleuten inspiriert, die im 17. Jahrhundert für die mächtige Niederländische Ostindien-Kompanie Ladungen mit wertvollen Gewürzen von indonesischen Kolonien nach Amsterdam brachten. Die Kapitäne waren oftmals knallharte Geschäftsmänner die ihre Mannschaft gnadenlos durch gefährliche Gewässer und Wetterbedingungen vorantrieben. Hier stößt man auf Namen von Kapitänen wie Barnard Fokke und Van Der Decken. Dass Letztgenannter, der auch im Hörspiel vorkommt, die Angewohnheit hatte, lauthals Tod und Teufel zu beschwören, führte zur Legende von einem Fluch den der Holländer auf sich zog, und der ihn dazu verdammte, für immer weiterzusegeln ohne jemals anzukommen. Widerspruch duldete er nicht. Meuterer wurden angeblich von ihm eigenhändig getötet und über Bord geworfen. Seine brutale Achtlosigkeit trug möglicherweise dazu bei, dass sein Schiff mit Mann und Maus bei der Umseglung vom Kap der Guten Hoffnung vor Südafrika unterging. Wobei das unberechenbare Kap, mit seinen bis zu 17 Meter hohen Wellen, ohnehin eins der größten Schiffsgräber der Welt ist. Dort versanken schon über 5000 Schiffe. Aber woher kommen die Berichte von einem holländischen Geisterschiff das von Seeleuten in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder gesichtet wurde? Teils mit glaubwürdigen Zeugenaussagen. Die gängige wissenschaftliche Erklärung für sog. Geisterschiffe ist dass es sich dabei um Luftspiegelungen, oder Fata Morganas handelt. Oder einfach um herrenlos herumtreibende Wracks von Schiffen deren Crew Opfer von Piraten oder Seuchen wurden. Weil Menschen in der Regel nach Erklärungen für alles suchen, wurden solche Sichtungen im Laufe der Zeit mit mehr oder weniger bekannten Figuren und Begebenheiten aus der Seefahrt in Verbindung gebracht. Geschichten, in denen einen Funken Wahrheit steckt, eignen sich als Projektionsfläche. Sie werden Lieder, Theaterstücke, Opern, Filme…und jetzt ein Hörspiel. Schiff ahoi!

Wie oft in Meeres tiefsten Schund stürzt’ ich voll Sehnsucht mich hinab:
Doch ach! den Tod, ich fand ihn nicht! Da, wo der Schiffe furchtbar’ Grab,
trieb mein Schiff ich zum Klippengrund; Doch ach! mein Grab, es schloss sich nicht.
(Aus: Der Fliegende Holländer, 1843. Richard Wagner)

Hintergrundgeschichte des Hörspiels Die ca. 97 min lange BBC-Produktion spielt abwechselnd in drei verschiedenen Epochen: In der Gegenwart, im 19. Jahrhundert und im 17. Jahrhundert. Das Hörspiel beginnt in der Gegenwart, mit einer Tauchboot-Expedition auf der Suche nach einem Goldschatz der 1854 in einem Dampfer vor Südafrika unterging. Als man fündig wird, geht das Hörspiel, nach etwa vier Minuten und etwas Musik aus Wagners Oper, ins 19. Jahrhundert. Wir sind auf dem Dampfer der vor 140 Jahren unterging, und erfahren schrittweise die Hintergrundgeschichte. Auf dem Dampfer ist mitunter eine Ur-Enkelin von Kapitän Vanderdecken, dem berüchtigten Fliegenden Holländer. Seine Epoche, das 17. Jahrhundert, ist die nächste Station des Hörspiel (ab ca. 12:40 min). Wir hören, wie Vanderdecken jemanden zurechtstutzt der einen Fehler gemacht hat. Es folgen verschiedene schwierige Situationen: Das Schiff wird in Indonesien von Einheimischen angegriffen…und später braut eine Meuterei gegen Vanderdecken, denn er scheint es, trotz waghalsiger Manöver, einfach nicht schafft, das Schiff heimwärts zu bringen. Die Mannschaft bekommt einen schrecklichen Verdacht. Im dritten Teil des Hörspiels erfahren wir, wie die drei Zeitebenen verbunden sind.

 

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‘Der fliegende Holländer’ als Hörspiel von 1994 online Das BBC-Hörspiel The Flying Dutchman. Mit Owen Teale (in der Titelrolle, als Kapitän Vanderdecken im 17. Jahrhundert ), Elaine Claxton (seine Ehefrau Katerina Vanderdecken), Elaine Claxton (als Katerina Groot, deren Nachfahrin im 19. Jahrhundert). In weiteren Rollen: Olivier Pierre (als Monsieur Lamartine), Tina Gray (als Genevieve Lamartine), Derek Waring (als Schiffschreiner Wilde), Lyndam Gregory (als Gelder), John Evitts (als Breukink), Peter Yapp (als De Vries), Malcolm Ward (als Framboos), Russell Floyd (als Retief), Hugh Kermode (als De Wit), Richard Pearce (als Jacob), Daniel Davies (als Van Der Merwe),  Russell Floyd (als Rijkart), David Jarvis (als Massen), Peter Wh!tman (als Dr Nuysen), Daniel Davies (als Viljoen), Hugh Kermode (als Sutcliffe). Musik: Richard Wagner. Hörspielbearbeitung: Roger Danes. Regie & Produktion: Adrian Bean. 1994.

Progrock-Connection Vor 40 Jahren erschien die Jethro Tull LP Stormwatch (1979), auf der das exzellente Lied Flying Dutchman die Legende in einen völlig neuen Kontext setzt, der eine erstaunliche Verbindung zu aktuellen Themen hat: Flüchtlingsboote aus Konfliktzonen. (Das Fan-Video auf Youtube geht darauf nicht ein, ist aber trotzdem gut). Als das Album entstand, waren die Boatpeople, also Leute die vor den Folgen des Vietnamkriegs flüchteten, ein großen Thema in den Medien. Sänger Ian Anderson vergleicht das Los der Flüchtlinge mit dem des Fliegenden Holländers, vor dem sich jeder fürchtet und dem niemand helfen will. An Leute aus reichen Ländern sendet das Lied den Appell für Empathie: ‘So come all you lovers of the good life, your children playing in the sun. Set a sympathetic flag a-flying, and be there when the Dutchman comes’

Radiofeature über den Ursprung des Mythos vom Fliegenden Holländers Eine Sendung von Jahr 2020. Basiert die Legende auf dem friesischen Schiffskapitän Bernard Fokke, der im 17. Jhr.  für die Niederländische Ostindien-Kompanie die Handelsroute von Holland zu der Gewürzinsel Java fuhr? Sendedauer 4:13 Min.

Neu! – Umfangreiches SWR-Feature von 2024 über die Oper ‘Der fliegende Holländer’ Eine 177 min. lange Sendung von Bernd Künzig. Gesprächspartner: Wagner-Experte und Sachbuchautor Stephan Mösch

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