My Harper edition of James Twinning's thriller 'The Black Sun' (2006). On the back, a recommendation by Jack Higgins caught my eye. And this is indeed an intriguing read involving, amongst other things, the mysterious Wewelsburg Castle

Von Spielfilmen wie ‘Indiana Jones und der letzte Kreuzzug’ (1989) bis zu Romanen und Video-spielen, vor allem im englischen Sprachraum, wird NS-Okkult ziemlich häufig in der Popkultur thematisiert. Immer als etwas düsteres aber dennoch – weil Filme und Romane spannend sein müssen – als etwas faszinierendes. Das Dilemma: Man will warnen, aber man will auch möglichst viele Leser, Kinobesucher und ein großes TV-Publikum. Ein Lösungsansatz für das Dilemma? Man kann versuchen, den Mythen und Symbolen in diesen Storys auf den Grund zu gehen, sie zu entmystifizieren. Eine der Haupt-spuren führt dabei zur Wewelsburg und ihrer Verbindung mit dem Symbol der Schwarzen Sonne. Beide sieht man auf dem Thriller ‘Die schwarze Sonne’ (2006) von James Twinning. Über die Wewelsburg ist ein Radio-Feature online. Link folgt am Ende des Posts. Eine der Kernaussagen des Features ist, dass die Nationalsozialisten für ihre esoterisch geprägte Weltsicht etwas wie eine Corporate Identity brauchten und erfanden. Sie hatten ein verhängnisvolles Gespür für die Macht von Narrativen und Gründungsmythen. Vor allem in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umwälzungen. Himmler suchte nach Ansätzen für eine neue Religion. Die Wewelsburg sollte dabei etwas wie ein Äquivalent zum Vatikan werden. Weitere angestrebte Konnotationen der Wewelsburg waren Vorstellungen von einer Gralsburg und einem neuen Camelot, denn Himmler war von Mythen um König Artus fasziniert und sah die SS als das neue Rittertum. Bei der Wahl des Standorts spielte u. a. die relative Nähe der Burg, ca. 40 km, zu dem Kultort der Externsteine eine Rolle. Im Rahmen des Projekts Ahnenerbe griffen Himmler und sein esoterisches Umfeld von Leuten wie Karl Maria Wiligut, Walther Wüst und Herman Wirth teils auf Brauchtum zurück, z. B. altbekannte Traditionen wie das Maibaumbrauchtum, dessen Wurzeln vorchristlich sind. Aber es wurden auch neue Dinge erfunden, wie das Bodenmosaik der Schwarzen Sonne in einem runden Saal der Wewelsburg. Die Schwarze Sonne, ein zwölfspeichiges Sonnenrad, hat Ähnlichkeit mit alamannischen Zierscheiben der Merowingerzeit – und verweist möglicherweise auf die 12 Abschnitte der Tierkreises oder die Tafelrunde des König Artus – ist aber als Konzept und in seiner endgültigen Form ein modernes Design aus dem 20. Jhr.

Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. (Joh 19:31-34, Bibelzitat im Roman ‘Blutwaffe’ 1978 von James Herbert)

As far as thrillers involving occult go, James Herbert's dark novel 'The Spear' (1978) is unsurpassed. Above, my New English Library edition, cover featuring the Spear of Destiny

Die Tatsache, dass in der Öffentlichkeit relativ wenig über solche Symbole bekannt ist, kann zu unbeabsichtigten Problemen führen, wie 2018 bei Popstar Shakiras El Dorado World Tour mit einem runden Emblem, von dem man annahm, es sei ein präkolumbisches Sonnensymbol. Die Story zeigt, dass Mangel an Auseinandersetzung mit diesen Themen eher Unwissenheit statt Vorsicht erzeugt. Zwei weitere mythische Artefakte die für Himmler und seine Pläne für die Wewelsburg eine Signifikanz hatten, waren 1. Der sagenumwobene Heilige Gral, für dessen Suche Himmler den Schriftsteller Otto Rahn nach Frankreich schickte. 2. Die ebenso sagenumwobene Heilige Lanze, mit der, Legenden gemäß, ein römischer Soldat einst Jesus am Kreuz in die Rippen stach um zu prüfen ob er tot war. Die Lanze, auch ‘Speer des Schicksals’ genannt, war in NS-Kreisen begehrt weil sie den jeweiligen Besitzer angeblich unbesiegbar machte. Die Heilige Lanze ist, im NS-Kontext, auch Thema von James Herberts Romans ‘The Spear’ (1978), auf Deutsch unter dem Titel ‘Blutwaffe’ veröffentlicht. Bei weitem der interessanteste Roman über NS-Okkult. Nicht zuletzt weil er es schafft, so ziemlich alles zum Thema in die Handlung einzubauen – inklusive vielen esoterisch angehauchten Zitaten von Himmler, Dietrich Eckhart, Rudolf von Sebottendorf, Hermann Rauschning, Walter Schellenberg, Felix Kersten, Willi Frischauer und, apropos Heilige Lanze, auch Eschenbach und Wagner. Herbert stellt das Wiederaufleben von NS-Okkult als Horror per se dar. Auffällig ist, dass NS-Okkult fast nur in der Unterhaltungsliteratur und Abenteuerfilmen thematisiert wird. In einem der seltenen Fälle in denen das Thema literarisch verarbeitet wurde – nämlich dem Suhrkamp-Roman ‘Engel sind schwarz und weiß’ (1992) von Ulla Berkéwicz – wurde das Buch vom Feuilleton weitgehend mit Häme überzogen und als Kitsch abgetan. Eine Arroganz, die dazu beitragen könnte, dass NS-Okkult, wenn auch unter einem anderen Look und Namen, irgendwann das wird, zu dem er möglicherweise einst konzipiert war, zu einer Art von ‘Popkultur’ im Sinne eines populären kulturellen Phänomens.

 

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Einige weitere Filme & Romane in den NS-Okkult eine Rolle spielt Neben ‘Indiana Jones und der letzte Kreuzzug’ (1989), hat auch ‘Jäger des verlorenen Schatzen’ (1981) eine NS-Thematik. Ebenfalls die Comic-Heft-Serie, speziell ‘Indiana Jones and the Fate of Atlantis’ denn die mythische Insel war Bestandteil der NS-Esoterik. Eine umfangreiche Roman-Serie zum Thema ist Preston W. Childs ‘Orden der Schwarzen Sonne’ (2014). Auf die eine oder andere Art spielt NS-Okkult auch in Filmen wie ‘Hanussen (1988), ‘Hellboy’ (2004), ‘Captain America: The First Avenger’ (2011) und ‘Iron Sky’ (2012) eine Rolle. Ebenfalls in Viedospielen wie ‘Wolfenstein’. Unter lesenswerten Romanen sind, neben James Herberts ‘Blutwaffe’ (1978) auch Dennis Wheatleys ‘They used Dark Forces‘ (1964), F. Paul Wilsons ’Das Kastell‘ (1981) und Philip Kerrs ‘Feuer in Berlin‘ (1990) erwähnenswert – hier spielen Karl Maria Wiligut und Otto Rahn eine Rolle. Umberto Ecos ‘Das Foucaultsche Pendel’ (1988) erwähnt Ariosophie, Germanenorden, Thule-Gesellschaft und Alfred Rosenberg

Radio-Dokumentation Ein Feature von 2013 über die Wewelsburg und ihre Verbindung mit NS-Okkult, in dem auf viele der im obigen Artikel erwähnten Themen und Personen eingegangen wird. Länge 19:33 Min.

Neu! – Hörbuch online Philip Kerrs obenerwähnter Roman Feuer in Berlin über NS-Okkult als Lesung

Schwarze Sonne in Metal Der Song Black Sun der schwedischen Band Therion, von der LP Vovin (1998)

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