
My cassette edition of the 1968 BBC radio dramatisation The Hobbit. While not in the same class as the legendary 1981 BBC production of The Lord of the Rings, it still is an interesting listen with a medieval soundtrack by The Early Music Consort
Mein Kassetten-Set von der BBC-Produktion The Hobbit von 1968. Das Hörspiel ist 3 St. 30 Min. lang und in den Liner Notes ist erfreulich viel Info über die Enstehung des Hörspiels. Produzent John Powell traf Tolkien in den 50er Jahren als Student in Oxford, wo der Schriftsteller Professor für Anglistik war. Powell sagt, dass sich viel von Tolkiens eigenen Angewohnheiten in der Hobbit-Figur spiegelten, zum Beispiel die Pfeife die selten Tolkiens Hand oder Mundwinkel verliess. Außerdem liebte Tolkien Natur, Gärten und Bäume und trug eine ärmellose Weste…wie der Hobbit. Er war ein gemütlich veranlagter Mensch der morgens gern lange schlief und ungern verreiste. Tolkien war nicht sehr enthusiastisch über Dramafassungen seiner Werke,weil er meinte, die Figuren und Geschichten würden dadurch trivialisiert. Er war auch sehr penibel: Als beim BBC-Radio eins seiner Gedichte vorgelesen wurde, war Tolkien so wenig von der Darbietung begeistert, dass er extra eine eigene Lesung des Gedicht aufnahm um zu zeigen wie es sein sollte. Ein Perfektionist. Für das Hörspiel The Hobbit, suchte Powell nach neuen Wegen um sich an Tolkiens Zauberwelt heranzutasten. Der Wendepunkt kam eines Abends während einem Konzertbesuch beim Early Music Consort. Diese sechsköpfige Gruppe um David Munrow spielte in den 60er Jahren eine entscheidende Rolle dabei, sog. Alte Musik, also Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock wieder zu popularisieren. Das Early Music Consort nahm über 50 Alben auf, produzierte Film-Soundtracks für John Boorman und Ken Russell, und spielte auch auf Folk-Alben wie Anthems in Eden (1969) von Shirley Collins. Darüber hinaus sind Early Music Consort eine der wenigen auserwählten Musiker die auf Nasas Voyager vertreten sind. Es ist das 25. Lied der Golden Record. Bei den archaischen Klängen des Early Music Consort konnte Powell die Welt des Hobbits auf einmal vor sich sehen. Frühe Musik benutzt ungewohnt klingende Instrumente wie das Gemshorn, die Rebec, das Regal. Alte Blasintrumente wie den Sordun, das Rankett und den schon vom Namen her formidabel klingenden Brummtopf. Powell fand, diese oftmals harschen Klänge der Frühen Musik passten besser zu Tolkiens Welten als die romantisch angehauchten späteren Musikstile. Im Endeffekt hat sich natürlich genau diese, vom 19. Jahrhundert geprägte Romantik als Soundtrack für die Der Herr der Ringe Filme durchgesetzt. Finde ich keineswegs schlecht – aber es klingt wie Wagner, und es würde mich nicht wundern, wenn Tolkien das eine Spur zu monumental gefunden hätte. Musik spielt in Tolkiens Hobbit eine beträchtliche Rolle. Der Roman enthält ca. 16 Lieder (ich sage circa, weil manches davon wiederholt wird) die zum Teil sehr umfangreich sind, wie das 10-strophige Anfangslied ’Far over the misty Mountains…’ welches auch eine starke Rolle in Peter Jacksons Hobbit-Trailer spielt.
Die Dunkelheit füllte den ganzen Raum, und das Feuer verlöschte. Die Schatten ertranken, und immer noch spielten sie. Plötzlich begann erst einer, dann ein anderer, während sie weiterspielten, einen tiefen, kehligen Gesang von Zwergen in den verborgenen Landschaften ihrer alten Heimat. Und dies sind gleichsam Bruchstücke ihres Liedes, wenn es ohne Musik und Reim überhaupt ihrem Gesange gleichen kann: ‘Weit über die kalten Nebelberge, zu den tiefen Verliesen und uralten Höhlen müssen wir fort, ehe der Tag anbricht, das bleiche verzauberte Gold suchen…’ (Aus dem Roman Der Hobbit)
Auch im BBC-Hörspiel wird ‘Far over the misty Mountains…’ öfters gespielt und gesungen. Dort hat es mehr Kanten und Ecken. In der von Instrumenten begleiteten Version klingt es sogar etwas atonal. Aber vermutlich wollte selbst Tolkien nicht unbedingt dass alles harmonisch klingt. Er schrieb ja selber – ich übersetzte frei aus dem englischen Original: ‘Sie kamen zu Ländern wo Leute seltsam sprachen und Lieder sangen die Bilbo noch nie gehört hatte’. Apropos Sprache: Einer der ulkigen Aspekte Hörspiels ist dass Gandalf wie gand-alf und Gollum wie go-lum ausgesprochen wird. Es wäre interessant zu wissen ob das Tolkiens ursprünglichen Absichten entspricht, bin aber keineswegs sicher. Gewöhnungsbedürftig ist auch Gandalfs Stimme, gesprochen von Heron Carvic. Mit seiner eher hohen Stimme und einem ultra-trockenem Upperclass-Akzent klingt Gandalf hier eher wie Alec Guinness, und nicht nicht wie das gewohnte großväterliche Raunen von Ian McKellens Gandalf in Jacksons Herr der Ringe. Das BBC-Hörspiel hat einen Erzähler (Anthony Jackson) der im Zusammenspiel mit Bilbo (Paul Daneman) die Handlung erläutert. Diese Stimmen wirken durchaus passend. Auch der hiesige Gollum (Wolfe Morris) ist gut, zischt und lispelt schön bedrohlich. Drache Smaug (Francis de Wolff) spricht mit starken walisischen Akzent. Ork- und Trollstimmen haben Cockney-Akzente und sind mit elektronischen Effekten wie Flanging verfremdet – gewöhnungsbedürftig da diese Techniken damals noch nicht ganz ausgereift waren. Aber die Lieder der Unholde, so wie ‘Clap! Snap! the black crack….’ haben einen schön unheimlichen umpah-umpah-Sound. Die Klangkulissen, so wie Pferde, Sturm und Regen, sind gut und realistisch gemacht. Wenn man bedenkt dass die kommenden Hobbit-Filme eine Budget von Hunderten von Millionen Dollar haben, ist das BBC-Hörspiel ein kleines Wunderwerk.für Leute die in Kunst & Drama auch eine handgemachte, experimentelle Qualität schätzen.
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Tolkiens Hobbit: Das legendäre BBC-Hörspiel von 1968 Die BBC-Produktion The Hobbit. Mit Paul Daneman (als Bilbo), Heron Carvic (als Gandalf), Wolfe Morris (als Gollum), Francis de Wolff (als Smaug), John Justin (als Thorin), Leonard Fenton (als Elvenking), John Pullen (als Elrond), Duncan McIntyre (als Bombur), Lockwood West (als Dwalin), Peter Pratt (als Balin), Alexander John (als Dori), Peter Williams (als Bard the Bowman), Denis McCarthy (als Great Goblin), Anthony Jackson (Erzähler), David Munrow & The Early Music Consort (Musikdarbietung), David Cain (Musikkomponist). Regie: Michael Kilgarriff. Produktion: John Powell Hinweis: Hörspiel ist auch als CD-Set erhältlich, Suchbegriff ‘The Hobbit, BBC Radio Collection’
Neu – Tolkien: Der Hobbit als WDR-Hörspiel von 1980 online Das WDR-Hörspiel mit Horst Bollmann (als Bilbo), Bernhard Minetti (als Gandalf), Jürgen von Manger (als Gollum), Benno Kusche (als Smaug), Heinz Schacht (Thorin Eichenschild), Wolfgang Spier (Balin), Friedrich W. Bauschulte (Dwalin), Herbert Weißbach (Glóin), Herbert Grünbaum (Bombur), Rolf Schult (Kili), Lieselotte Rau (Elbe), Martin Hirthe (Beorn), Uta Hallant (Elbe), Heinz Theo Branding (Großer Ork), Heinz Theo Branding (Kellermeister der Elben), Martin Benrath (Erzähler), Enno Dugend (Musik) Collegium Vocale Köln (Gesang) u. a. Länge 4 Stunden 32 Min.
BBC-Hörspiel über J. R. R. Tolkiens Leben online Das BBC-Hörspiel ’Tolkien in Love’ (2017) mit Will Merrick (als Ronald, wie John Ronald Reuel Tolkien von Bekannten meist genannt wurde), Claudia Jessie (als Edith, die zukünftige Ehefrau des jungen Tolkien), John Duttine (als Father Francis, der katholische Pater, der Vormund des Waisenjungen Tolkien und seines Bruder Hilary wurde nachdem deren Mutter starb), Ben Wilby (Hilary), Sally Grace (Mrs Faulkner), Paul Panting (George). Hörspiel von Sean Grundy. Produktion: Liz Anstee
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