My DVD-set of 'Heima' (2007) from the Icelandic band Sigur Rós. Among my fave music films. Good concert footage and also great documentary stuff visiting unusual places in Iceland

Bei einigen der 10 Filme die ich Ihnen im Laufe dieser Serie vorstelle, steht die Musik sehr im Mittelpunkt, bei anderen Filmen spielt das Publikum oder der zeitgeschichtliche Kontext eine starke Rolle. Bei meiner ersten Filmvorstellung könnte man fast sagen, der Star ist das Land in dem der Film spielt. Heima (2007) von der isländischen Band Sigur Rós ist eine Mischung von Konzertausschnitten, Interviews und Einblicken in Land und Leben der isländisches Leute. Das Publikum wirkt, anders als es bei vielen Rockfestivals heute üblich ist, auf sympathische Weise natürlich und gelassen. Die Band kommentiert, dass sie bei Auftritten hier nervöser sind als sonstwo, weil die Isländer ein ziemlich kritisches Publikum seien. Apropos Island: Die Naturaufnahmen der Filmcrew sind idyllisch aber vermeiden die gängigen Reiseführer-Klischees und geben Heima dadurch eine zusätzliche künstlerische Dimension. Der Film beginnt mit dem Lied Glósóli. Eine Tonschleife mit dem Klang von Fußschritten liefert den Grundrhythmus. Das Konzert ist in der Gemeindehalle von Ólafsvik, an der Westspitze von Island. Der von einem Gletscher bedeckte Vulkan Snaefellsjökull ragt über der Bucht des kleinen Fischerdorfs. Bei dem Titel von Glósóli (der möglicherweise Glühende Sohle bedeuted) denk ich an einen Marsch über einen schneebedeckten Vulkan. Bei dem Auftritt hängt vor der Bühne hängt ein großes, gespanntes Leinentuch. Das Publikum sieht nur die Silhuetten der Musiker, vermischt mit Bildern die auf das Tuch projeziert werden. Die Gesangstexte von Sigur Rós sind, anhand von Übersetzungen die ich ausgecheckt habe, ziemlich vage, in der Tat manche Gesangspassagen scheinen aus einer Art improvisierten Lautsprache zu bestehen. Das Lied Glósóli ist allerdings melodisch, mit einer Art von bittersüßem, euphorischen Klang und klingt live für mich sogar besser als die ruhigere Studioversion auf dem Album Takk (2005). Landschaftsaufnahmen die zu dem Lied eingeblendet werden sind u.a. (per Effekt) rückwärts flie?ende Wasserfälle. Das Licht und die Farben von Island haben etwas eigenes das schwer zu beschreiben ist, eine Art tiefes, stählernes, gedämpftes Schimmern das eine Eigenart dieser Atlantikinsel zu sein scheint. Machen wir eine kleine Reise.

Blaskappelle in der Mitternachtssonne Die nächste Station der Band ist eine Gemeindehalle in Isafjördur, ein größeres Küstenstädchen an der Nordspitze der Westfjorde. Fischerei ist, oder war auch hier Hauptgeschäft, bis die Industrie abflaute. Wir sehen die Darbietung von Sé Lest, einem anfangs unscheinbaren, von Glockenspiel-Klängen dominierten Lied das sich zu einem der besten musikalischen Momente von Heima (2007) steigert. Eine örtliche Blaskappele zieht mit ihrer Musik und ihren blauen Uniformen durch die von der Mitternachtssonne erhellte Stadt und kommt am Ende auf der Bühne mit Sigur Rós an. Wobei die kontrastierenden musikalischen Elemente von Band und Blaskappelle sich erstaunlich gut ergänzen. Mit auf der Bühne sind auch die vier jungen Damen Hildur, Solrun, Maria und Edda die mit Cello und Geigen als langjähriger Teil von Sigur Rós (und als eigenes Projekt namens Amiina) zu dem unkonventionellen Klangbild von Sigur Ros beigetragen. Während Sé Lest werden Bilder von Isafjördur und vom Konzertpublikum eingeblendet, bei beiden fällt wieder dieser angenehme Mangel an aufgesetzter coolness auf, der mich etwas an die Bewohner einer anderen Insel, nämlich Irland erinnert: Man versucht zum Beispiel nicht gezielt, kosmopolitan zu wirken oder sich anders darzustellen als man ist. In einem Kommentar sagt ein Bandmitglied dass Isländer, geographisch, wie auch seelisch, gewohnt sind, viel Raum zu haben und sich einander auch viel Raum erlauben. Bei Liedern wie Sé Lest ist Raum auch ein musikalisches Konzept, insofern dass der Klang von Sigur Rós oft durch seine Spärlichkeit besticht. Kurz eingeblendet wird an dieser Stelle auch ein Ausschnitt aus der US-TV-Show in der Craig Kilborn die Band vorstellte. Sigur Rós hatten damals durch das atmosphärische Lied Njosnavelin in Tom Cruise’ Film Vanilla Sky (2001) viel Aufmerksamkeit erhalten. Die 3 Minuten Sigur Rós-Musik in der Endszene auf dem Wolkenkratzer und beim freien Fall, als Cruise Schlüsselszenen aus seinem Leben vor den Augen sieht, gehören für mich zu den bemerkenswertesten Momenten des Kinos. Gemäß Heima ist die Band jedoch stolzer darauf dass ihr Lied Staralfur, in der Kinokomödie Die Tiefseetaucher (2004) verwendet wurde

Kindheitserinnerungen am Strand Beim nächsten Auftritt kommt mit dem Titellied des Albums Agaetis Byrjun (1999) das unplugged, sprich: ohne elektrische Instrumente gespielte Segment von Heima zur Geltung. Eine Idee die auf Anhieb so unwahrscheinlich erscheint wie eine ‘unplugged’ Tangerine Dream oder Kraftwerk-Tournee. Aber Sigur Rós hatten während der Island-Tour bei einer Gelegenheit mehr oder weniger notgedrungen ohne Strom gespielt und so durch Zufall eine interessante neue Musikrichtung für sich entdeckt. Die Lieder klingen unplugged erstaunlich gut: Nur mit Piano, Akustik-Gitarren und leisem Schlagzeug, manchmal sogar fast besser als die elektrischen Versionen. Der Ort ist diesmal ein holzvertafeltes, leeres Gemeindehaus in dem Dorf Vik, an der Südspitze Islands, das u.a. für seinen schwarzen Lava-Strand und seine Lage am Fuss des Gletschers Myrdalsjökull bekannt ist. Man ist hier unweit von Eyjafjallajokull, dem Vulkan der später, im Jahr 2010 zum Medienstar werden sollte. Während dem Lied werden Bilder eingeblendet von vulkanischen Wüsten, Flugzeugwracks und Kindern die an einem Strand die mit Fahrrädern und Krebsen spielen. Kindheit als Symbol für eine Zeit von Unbeschwertheit, dies scheint eine der Inspirationen für den oftmals verträumten, etwas melancholischen Klang der Band und des Gesangs zu sein

Seládalur: Die verfallene Künstlerkolonie Das nächste Lied Heysátan stammt von dem Album Takk und ist im Film Heima (2007) als Darbietung vor einem verfallenen Holzhaus mit Blick aufs Meer zu sehen. Die sehr warm angezogene Band spielt alleine unter einem stahlgrauem Himmel. Eingeblendet werden Bilder von Landmaschinerie, ein Traktor, ein rostiger Mähbalken, Schafe, von Gras überwachsene Dächer. Passend, da der Titel des Lieds anscheinend Heuhaufen bedeuted und von einem sterbenden Bauern handelt. Traktor-Freaks könnte interessieren dass Heysátan eins der eher seltenen englischen Worte in einem Sigur-Rós-Lied enthält: Massey Ferguson, die britische Traktormarke, von der ich übrigens die Modelle aus den 60er und 70er Jahren besonders mag. Was diesem Auftritt ohne Publikum eine zusätzliche surrealistische Atmosphäre verleiht, sind die zum Holzhaus gehörenden Relikte von einem Künstler-Projekt, anscheinend aus den 40er, 50er Jahren: Hölzerne, lebensgroße Figuren von Menschen, Löwen und Seehunden. Das Lied ist trotz Beiseins der vierköpfigen Bläser-Truppe The Horny Brasstards eine ruhige Affäre, geprägt von Sänger Jónsis hoher Stimme, Glockenspielklängen und einem per Fußpedal betriebenem alten Keyboard. Am Ende bleibt Windesrauschen und der Klang eines alten Grammophons das eine LP von Doris Day spielt

Im Tal der Island-Pullover Der alte Plattenspieler in einem Secondhand-Laden ist das Bindeglied zur nächsten Live-Darbietung, diesmal mit einem größeren Publikum auf einem Feld. Es ist kalt und ein großes Lagerfeuer brennt in der Mitte. Das Lied Olsen Olsen klingt noch besser als die Albumversion von Agaetis Byrjun (1999) und schimmert hier als ekstatischer, orchestraler Rock in eisiger Abendluft. Öxnadalur ist ein Tal im Norden von Island, in der Nähe der Hafenstadt Akureyi. Dies ist nach Reykjavik die zweitgrößte Stadt von Island, mit Uni und Flughafen. Zwischen 1000 bis 2000 Leute scheinen bei diesem Konzert zu sein – und ich habe noch nie so viele Island-Pullover auf einmal gesehen. Von den Damen der Musikgruppe Amiina, die allesamt sympathische und bemerkenswert runde Gesichter haben, werden ein paar Kommentare zur Tour eingeblendet und Sigur Rós’ Keyboarder Kjartan wird beim Besuch bei einer Wahrsagerin gezeigt, die gerade einen Runenstein wirft. Kjartans Ehefrau und Amiina-Mitglied Maria erzählt von der positiven Reaktion in der isländischen Presse, z. B. ein längerer Artikel der die Sigur-Rós-Tour als etwas ansah das Island etwas zurückgab und das die Seele der Isländer vereinigte. Amiina-Violinistin Hildu erwähnt dass das Publikum aus allen Altersgruppen bestand: Eltern, Kinder, Großeltern – wodurch eine gute Atmosphäre entstand. Mir persönlich gefällt die Art wie in diesem Film, Musik, Interviews und Bilder von Island vermischt werden. Heima (2007) gibt es aber auch als Special Edition auf deren zweiter DVD die Lieder der Konzerte komplett gezeigt werden. Ebenfalls gut gefällt mir das Album Kurr (2007) das die Damen von Amiina aufgenommen haben

Isländischer Pragmatismus: Stein-Marimbas & Rhabarber Im Film folgt jetzt eine Darbietung im kleinen Kreis, diesmal in Borg an der isländischen Westküste, in einem hölzernen Kaffeehaus namens Gamla Borg, übrigens auf der Rückseite oder ‘Heim‘-Seite des Albumcovers von Hvarf/Heim (2007) zu sehen. Die Band spielt das Titellied des Debut-Albums Von (1997) das Sänger Jónsi und Bassist Georg damals noch ohne den heutigen Keyboarder Kjartan und Schlagzeuger Orri aufnahmen. Bei diesem ruhigen Lied ohne elektrische Instrumente, verweilt die Kamera viel beim Publikum, mit Freunden, Eltern, Kindern und Familienangehörigen von Sigur Rós. Sänger Jónsi spricht von der familären Struktur der Band und Orri erzählt von dem isländischen Künstler Palli der aus flachen Steinen seiner Umgebung eine ungewöhnliche Art von Xylophon baut. Wir sehen wie die Band gemeinsam auf einer dieser über 2 Meter langen Stein-Marimbas spielt. Ein weiteres Material das Palli für seine Instrumente verwendet, sind die zu Holz gewordenen Stängel von 100 Jahre altem Rhabarber den sein Opa anpflanzte. Darf ich hier die tollkühne These formulieren, dass Isländer eine pragmatische Art haben, aus den wenigen Mitteln die ihre Vulkaninsel bietet, dennoch etwas zu machen? Im Licht des isländischen Mega-Crashs, der zur Zeit des Filmdrehs noch nicht erkennbar war, kommt zudem der Gedanke, dass die künstlerische, vielleicht etwas skurrile Ader der Isländer, ihnen auf lange Dauer nützlicher sein wird als ‘Das Große Geld’. Sigur Rós jedenfalls gefielen Pallis Stein-Kreationen so gut dass sie, auf Basis dieser Marimbas ein 70 Min. langes Stück im Genre moderner Klassik namens ‘Odin’s Raven Magic‘ schrieben und in Paris aufführten. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit dass Keyboarder Kjartan mehrere Jahre Komposition studi.erte. Interessant klingt auch die offenbar heidnische Thematik des Stücks, wobei zu bedenken gilt dass es kaum ein Land gibt in dem, trotz nomineller christlicher Konfession, so viel an vorchristlichen Mythen im Alltag erhalten geblieben ist wie in Island. Die Regierung hat hier sogar einen offiziellen Beauftragten für Elfen, und dererlei Dnge werden angeblich bei Bauvorhaben berücksichtigt. Vielleicht als Symbol für Rücksicht auf Bräuche und Traditionen Islands.

Geisterstadt Djupavik: Tanken nicht vergessen Totale Isolation! – so beschreibt Sänger Jónsi mit enthusiastischem Gesichtsausdruck die verlassene Fischfabrik aus den 30er Jahren Jahren im Nordwesten Islands. Sigur Rós hat für Heima (2007) interessantes altes Filmmaterial von der isländischen Rundfunkanstalt RUV bekommen, auf dem, untermalt von alter isländischer Volksmusik, Islands früherer Heringsreichtum in unglaublich prall gefüllten Netzen zu sehen ist. In den Glanzzeiten zwischen den 30er und 50er Jahren wurde damit in Island viel Geld verdient. Dann aber kollabierte der Heringsbestand und innerhalb kürzester Zeit wurden Fischfabriken, inklusive Wohnanlagen für Arbeiter, wie die von Djupavik, zu Geisterstädten. Sänger Jónsi spielt in einem riesigen leeren Betontank in dem früher Fischöl aufbewahrt wurde und der heute eine kathedralenhafte Akustik hat. Das Lied Guitardjamm ist auf keinem Album von Sigur Ros erhältlich und wird hier nur von Amiinas Geigen und Viola begleitet. Die Spärlichkeit und Leere des Klangbilds erlaubt einen Blick auf die erfindungsreiche Gitarrentechnik: Jónsi (geb. 1975) kontrolliert, so ich sehe, den stark mit Echo-Effekten modifizierten Klang seiner Gitarre durch ein Fußpedal womit, nach dem anfänglichen Anschlag der Gitarrensaiten, durch Erhöhung des Volumens, eine Art schwebender, schwellender Keyboard-ähnlicher Klang erzeugt wird. Das andere Markenzeichen von Jónsi, ein Violinbogen, mit dem ein noch länger andauernder Klang erzeugt wird, ist bei diesem Lied allerdings nicht in Gebrauch. Um noch mal auf den Schauplatz der Geisterstadt zurück zu kommen: Trotz seiner abgelegenen Lage gibt es in Djupavik ein Hotel und Besichtigungen von der alten Heringsfabrik. Auf der Djupavik Hotel Website wird hilfreich darauf hingewiesen dass es zwischen Holmavik und Nordurfjördur keine Tankstelle gibt und es ratsam ist den Tank aufzufüllen.

Damm-Projekt Karahnjukar: Akustisches Statement zu Big Business? Ich kann nicht gut einschätzen wie gut / schlecht / nötig Großindustrie für Island ist, deshalb habe ich ein Fragezeichen gesetzt. Aber die Bauarbeiten – von gigantischen Ausmaßen – für den Damm von Karahnjukar waren in Island sehr kontrovers. Der Damm ist zur Stromgewinnung für den amerikanischen Aluminiumhersteller Alcoa. Sänger Jönsi wurde, so weit ich weiß, bei einem Protest im isländischen Parlament gegen das Damm-Projekt sogar einmal festgenommen und die Mutter der bekannten isländischen Sängerin Björk ging aufgrund dieses Projekts auf Hungerstreik. Der Karahnjukar-Besuch von Sigur Rós war aber anscheinend nicht von vornherein als Teil der Tour geplant und die Band kam hier ohne ihr Kamerateam und nur mit ein paar Instrumenten. Das Lied Vaka, bekannt auch als Untitled Number One vom Sigur-Rós-Album Untitled (2002) wurde nur mit einer einzelnen, stationären Kamera aufgenommen. Der Besuch beim Damm war, durch Zufall, der Auslöser für das Unplugged-Konzept das einen wichtigen Teil von Heima (2007) ausmacht: Die Band fand es widersprüchlich, bei Karahnjukar zu spielen und Strom zu benutzen, gegen dessen dortige Herstellung sie protestierten. Ein nachvollziehbares Dilemma. Deshalb benutzten sie nur akustische Instrumente. Die Musik klang, wohl auch zum Erstaunen der Band, ohne elektrische Instrumente interessant und es wurde beschlossen, zusätzlich eine Reihe von Liedern auf diese akustische Art einzuspielen: Daraus entstand, quasi als Begleitmaterial zum Film, die Kompilations-CD Hvarf/Heim (2007) die die sechs unplugged-Liedern von Heima (2007) und zusätzlich fünf elektrische Liedern mit weitgehend unveröffentlichem Material enthält.

Schafsköpfe und isländische Reime zum Winterfest Als ob im absichtlichen Kontrast zum Damm-Projekt, beginnt das nächste Segment von Heima (2007) in dem von Naturkräften geschaffenen Thingvellir Nationalpark, in dem visuell spektakulären Grabenbruch zwischen Europa und Amerika auf dem sich die Vulkaninsel Island befindet. Wir sehen einen traditionellen Chor der im Freien isländische Volkslieder singt. Danach, Sigur Ros in dem südisländischen Dorf Kirkjubaejarklaustur, zusammen mit Steindór Anderson. Dieser Mann singt Rimur, eine Form von alten isländischen Gedichten. Andersen war auch ein Sänger beim oben erwähnten Projekt Odin’s Raven Magic und sein feierlicher, langsamer Gesang zu dem sich nach einiger Zeit die Band, mit ebenfalls feierlich klingender Musik gesellt, ist einer der musikalischen Höhepunkte des Films. Anlass ist das isländische Winterfest Thorrablot. Man sieht das Publikum, inklusive Mädchen mit Blumenkränzen im Haar, in einer Gemeindehalle mit mehr oder weniger verlockend ausehenden Spezialitäten wie Schafsköpfen und isländischem Bier von der Marke Gull. Bier war übrigens, wie ich erstaunt herausfand, in Island von 1915 bis 1989 verboten. Ebenfalls neu für mich war, dass in isländischen Gemeindehäusern jeder seine Schuhe auszieht. Die komplette Version von Steindór Andersons und Sigur Rós’ ca. vier Minuten langem Lied A Ferd til Breidafjardar 1922, das hier nur ausschnittweise gezeigt wird, ist übrigens auf Disc 2 der Special 2-DVD-Edition von Heima, zusammen mit anderen Szenen die nicht im Hauptfilm zu sehen sind: Wie z. B. das Lied Daudalagid, auch als Untitled Seven bekannt, von dem im Hauptfilm nur ein kurzer Ausschnitt bei einem Auftritt vor einer kleinen blauen Holzkirche in Seydisfjörd zu sehen ist

Asbyrgi: Die Spur von Odins Pferd Sleipnir Von dem Lied Staralfur vom Album Ágaetis Byrjun (1999) könnte ich mir vorstellen, dass es im Laufe der Jahrzehnte zum Repertoire Moderner Klassischer Musik werden könnte. Es ist mit einem wiederholtem Piano-Motiv zu den behutsam variierenden Harmonien des Streichquartets, nicht kompliziert aber perfekt. Wir erleben das Lied hier ‘unplugged’ mit Kontrabass, ohne Schlagzeug im Aufnahme-Studio von Sigur Rós. Das Studio Sundlaugin ist in der westisländischen Stadt Mosfellsbaer in der Nähe von Reyjkavik und scheint, anhand seiner Website, auch für andere Bands mietbar zu sein. Der Film Heima (2007) macht an diesem Punkt einen Abstecher in den isländischen Nationalpark Jökulsargljufur. Die hufeisenförmige Schlucht namens Asbyrgi, wo das nächste Konzert stattfindet, stammt den Legenden nach vom Pferd Sleipnir des nordischen Göttervaters Odin. In Asbyrgi sehen wir eine Darbietung des Lieds Hoppipolla vom Album Takk (2005) mit der vielleicht schönsten aller Melodien von Sigur Rós. Es wurde vom BBC als Musik für die TV-Serie Planet Earth ausgewählt und klingt glücklich und euphorisch. Eingeblendet werden dabei Archivfilme von Sportveranstaltungen aus dem frühen und mittleren 20. Jahrhundert, ein Himmel voller roter Drachen und ein beträchtlicher Besucherstrom der in dieser ländlichen Umgebung wie ein isländisches Woodstock anmutet.

Reykjavik: Das größte Konzert in Islands Geschichte Rein zahlenmäßig gebührt der Titel Isländisches Woodstock sicherlich dem letzten Konzertausschnitt von Heima (2007). Man muss sich die menschlichen und geographischen Proportionen der Insel vor Augen halten: Island ist deutlich größer als Irland, hat aber in Vergleich zu Irlands 6 Millionen nur etwas über 300.000 Einwohner. Now, that’s what I call empty. Allerdings scheint Island, zumindest bis zu dem berüchtigten Finanz-Crash, ein Land von beträchtlichem menschlichem Wohlbefinden gewesen zu sein, zumindest wenn die Tatsache, dass hier die höchste Geburtenrate in Europa herrschte, ein Anzeichen dafür ist. Zu dem Sigur-Rós-Konzert beim Reykjavik-Konzert waren angeblich etwa zehn Prozent aller Isländer anwesend, obwohl das Konzert auch live auf dem isländischen Nationalfernsehen übertragen wurde. Hier sehen wir die Band in vollem Rockmusik-Modus: Popsong, auch als Untitled Eight bekannt, klingt nach einem ruhigen Start bald monumental, wenn auch eher düster. Speziell wenn gegen Ende die stakkatohafte Gitarre einsetzt, erinnert das Stück etwas an Astronomy Domine von Pink Floyd. Schlagzeuger Orri macht hier zur Abwechslung mal eine Menge Lärm. Jónsi bearbeitet seine Gitarre mit oben erwähnten Violinbogen und sogar Keyborder Kjartan greift zur Gitarre. Klang-Valhalla, Licht-Spektakel, inklusive Leinwand mit projezierten Bildern – ein starkes Finale. Wobei beim Abspann des Films, nur von Kerzenschein umgeben, wieder ruhige, akustische Musik gespielt wird, eine Version von Samskeyti auch bekannt als Untitled Three, Sigur Rós ist für mich zweifellos eine der interessantesten modernen Rockgruppen. Zum Kennenlernen der Band und als einen faszinierenden Blick auf Island und seine Menschen, kann ich Lesern den Film Heima (2007) rundum empfehlen.

 

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