
BBC radio dramatisation of a lost Hitchcock movie is online. It's a classy thriller with Hugh Laurie (aka Dr House). Link and info in the blog. Including a Jazz Age song classic that, with the theme of a blind jazz pianist, crops up in the story
Ein Highlight im BBC-Weihnachtsprogramm. Es beruht auf einem Drehbuch für einen 60er Jahre Hitchcock-Thriller der nie gedreht wurde, weil Disneyland in Kalifornien keine Erlaubnis gab, dort zu filmen. Nach Hitchcocks Psycho (1960) hatte Disney Angst, dass der Vergnügungspark durch Hitchcock düstere Konnotationen bekäme. Auch wenn die Story mehrere Schauplätze hat, hauptsächlich ein Passagierschiff auf einer Reise nach Hawaii. Für den Film The Blind Man war James Stewart in der Titelrolle des blinden Jazzpianisten geplant. Prämisse ist, dass er durch eine Transplantation neues Augenlicht erhält und damit einen Mörder identifiziert. Durch das Jazz-Thema – siehe auch Poster à la Saul Bass – kommt ein Songklassiker ins Spiel den ich nachfolgend vorstelle, ebenso das Hörspiel-Link und mehr Hintergrund-Infos. Wenn Sie vorher kurz Zeit haben, erwähne ich eine weitere bizarre Prämisse die Hitchcock in die Story einbaut, nämlich Optographie, die Speicherung eines Bildes auf der Netzhaut. Sogar auf der Netzhaut eines Toten. Dies hat erstaunlicherweise sogar eine wissenschaftliche Basis, wie Experimente bewiesen haben. Aber Optographie wurde quasi zur urbanen Legende als Forensiker im 19. Jahrhundert versuchten, mit dieser Technik Mörder zu identifizieren, speziell im Fall von Jack The Ripper. Kurz gesagt, der optographische Effekt ist viel zu subtil um ihn auf diese Weise zu benutzen. Was Hitchcock natürlich nicht davon abhält, eine Story daraus zu stricken. Der Jazzpianist hat bei der Operation die Augen eines Mordopfers erhalten und erkennt beim Besuch in Disneyland den Mörder wieder. Er verfolgt ihn. Und wird bald darauf selber vom Mörder verfolgt. Das Lied I Only Have Eyes For You ist im Kontext der Story doppeldeutig. Einerseits etwas makaber da es wirklich um Augen geht. Andererseits kommt es auch als Liebeslied zur Geltung, denn der Pianist verliebt sich in die Krankenschwester die ihn bei der Operation betreut. Und dann werden beide in den undurchsichtigen Mordfall verstrickt.

Ernest Lehman, also scriptwriter for North by Northwest (1959), at work with Hitch. Blind Man was their next project, Disneyland intended location. But Hitchcock's Psycho (1960) scared Disney off the idea...and Blind Man got shelved
I don’t know if it’s cloudy or bright,
’cause I only have eyes for you, dear
The moon may be high
but I can’t see a thing in the sky,
’cause I only have eyes for you.
I don’t know if we’re in a garden,
or on a crowded avenue
You are here, so am I,
maybe millions of people go by,
but they all disappear from view
And I only have eyes for you.
Es gibt von dem Klassiker I Only Have Eyes For You Dutzende von Versionen. Ich wählte die von Doris Day weil sie tatsächlich ein Lied in einem Hitchcock-Film sang, nämlich Que Sera, Sera im Thriller Der Mann, der zuviel wusste (1956). Obiges Foto zeigt Hitchcock bei der Arbeit mit Drehbuchschreiber Ernest Lehman, der auch das Drehbuch für den Hitchcock-Klassiker Der unsichtbare Dritte (1959) schrieb. Lehman hatte die Idee für Blind Man bei einem Besuch in Disneyland, bei einer Show in der ein Bankraub mit einer Schießerei aufgeführt wurde. Als Hitchcock und Lehman begannen, das Projekt zu entwickeln, bekam Disney Wind davon und sagte: No way! Sie suchten daraufhin einen alternativen Schauplatz für das Katz und Maus-Spiel, in dem neben dem Pianisten und seiner Krankenschwester auch ein Versicherungsdetektiv, und die Ehefrau und Tochter des Mordopfers vorkommen. Dabei wurde das in den 30er Jahren gebaute Passagierschiff RMS Queen Mary in Betracht gezogen. Eigentlich gut für Krimis, weil Protagonisten auf Gedeih und Verderb in Kontakt miteinander sind. Zudem legen Kreuzschiffe an exotischen Orten an die ebenfalls Story-Potential haben. Im Hörspiel ist es Hawaii und die Kraterlandschaft des Kilauea-Vulkans. Aber scheinbar zerstritten sich Lehman und Hitchcock, und das Projekt landete im Archiv. Das Blind Man Drehbuch wurde vor Jahren in einem Forschungsinstitut in Texas gefunden, inklusive handgeschriebenen Notizen und Korrespondenz zu dem Projekt. Es vergingen weitere Jahre bis die Rechte von der BBC-Produktionsfirma erworben werden konnten. Ist Blind Man gut? Der Hörspiel-Sprecher Hugh Laurie, der mit TV-Serien wie Dr. House berühmt wurde, sagte: ’Als ich Blind Man zum ersten Mal las, war es als ob man einen alten Bugatti in einer Scheune findet, ihn ankurbelt und feststellt dass er beim ersten Mal anspringt. Ich war begeistert, mit dabei zu sein’. Ich wünsche Lesern und Hörspiel-Fans spannende Unterhaltung und angenehme Urlaubstage.
Blind Man: Neues Hitchcock-Hörspiel mit Hugh Laurie online Das BBC-Hörspiel The Blind Man. Mit Hugh Laurie (als Jazzpianist Larry Keating) und Kelly Burke (als seine Krankenschwester Jenny Stiles), Rebecca Front (als Sylvia Whitehead), Nicholas Woodeson (als Victor Farmer) und anderen Darstellern, u. a. Peter Serafinowicz der mit einer Stimme à la Alfred Hitchcock als Erzähler fungiert und dessen Texte wie Regieanweisungen aus dem Originaldrehbuch klingen. Musik: Blair Mowat. Regie: Mark Gatiss. Produktion: Laurence Bowen, Peter Ettedgui, Laurent Bouzereau. 2015. Spieldauer ca. 90 min.
Weitere Infos zum Hörspiel Da das Drehbuch von Hitchcock und Lehman nicht vollendet wurde, hat Mark Gatiss, Drehbuchschreiber der TV-Serie Sherlock (2010-2016) das Drehbuch für The Blind Man als Hörspiel zu Ende geschrieben. Erwähnenswert ist auch die Bernard Hermann ähnliche Hörspielmusik. Das Hörspiel könnte potentieller Wegbereiter für eine zukünftige Verfilmung sein. Von Herr der Ringe gab es 1981 ein starkes BBC-Hörspiel das Peter Jackson, wie er sagte, zur 2001-Verfilmung inspirierte.
Wussten Sie schon? Hitchcocks Blind Man ist einer von vielen ‘Lost Movies’ in der Geschichte des Kinos. Manche Projekte haben mythischen Status weil man nur ahnen kann wie Kubricks Napoleon (1969) gewesen wäre, oder Viscontis Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (1972), oder Michael Ciminos Ayn-Rand-Verfilmung Der ewige Quell (1975), oder Sergio Leones 900 Tage: Die Belagerung von Leningrad (1990)…oder das Errol-Flynn-Projekt Wilhelm Tell (1953). Von manchen Lost Movies gibt es Fragmente. Hier Filmclips von dem abgebrochenen, kontroversen Hitchcock-Projekt Kaleidoscope (1967) mit Infos
Mehr von uns über Filmgeschichte Persona (1966) Ingmar Bergmans Spuren auf der Insel Fårö
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