It's the birthday of the poet Alfred Tennyson (1809 – 1892)

Es ist der Geburtstag des englischen Dichters Alfred Tennyson (1809 -1892). Ein Gedicht von ihm das ich mag, ist The Lady of Shalott. Es war mitunter Inspiration für den Roman ‘Mord im Spiegel’ (1962) von Agatha Christie. Link für eine BBC-Hörspielfassung folgt am Ende des Posts. Ich bin bei einer früheren Gelegenheit auf die mythischen Aspekte des Gedichts eingegangen, die Sagen um König Artus, Camelot und Lancelot. Die Lady of Shalott lebt auf einer Insel im Fluss, wo sie in einem einsamen Turmzimmer am Webstuhl Bilder von der Außenwelt herstellt. Diese Welt kann sie nicht direkt, sondern nur im Spiegel betrachten, sonst muss sie sterben. Als sie eines Tages nicht widerstehen kann, Ritter Lancelot in echt, vom Fenster aus anzusehen, zerbricht der Spiegel: ‘The mirror crack’d from side to side’ – und ein Fluch nimmt seinen Lauf. Die Lady geht zum Sterben in ihr Boot, singt ihr letztes Lied, dies ist die Szene im unteren Gemälde von J. W. Waterhouse, und lässt sich vom Fluss nach Camelot tragen, wo Lancelot die schöne Tote findet. Ich hatte bei vorheriger Gelegenheit versucht, zu ergründen ob die Wurzeln der Lady of Shalott, über mittelalterliche Romantik hinaus, noch tiefer in die Vergangenheit zurückreichen? Dabei meinte ich, in der Lady Ähnlichkeiten zu alten europäischen Sagen von den Nornen zu sehen, z. B. in der Art, wie schicksalshafte Fäden gesponnen, oder gewebt werden. Auch das mythische Element von Göttinen die durch Liebesbeziehungen mit sterblichen Männern ihre eigene Unsterblichkeit verlieren, schien sich in der Lady von Shalott zu spiegeln. Ich will heute versuchen, der Figur eine modernere Interpretation abzugewinnen. Aber nicht bevor ich auf ein schones Lied hinweise das Loreena McKennitt aus diesem Gedicht gemacht hat. Ich zitiere hier nur die erste Strophe von Tennysons The Lady of Shalott (1842), weitere zwölf von insgesamt neunzehn, sind hier in dem Lied zu hören

The Lady of Shalott

On either side the river lie
Long fields of barley and of rye,
That clothe the wold and meet the sky;
And through the field the road runs by
To many-towered Camelot;
And up and down the people go,
Gazing where the lilies blow
Round an island there below,
The island of Shalott.

His poem 'The Lady of Shalott' inspired many other works, like this painting by J. W. Waterhouse from the year 1888.

Vielleicht ist das Motiv von dem Menschen der, wie die Lady of Shalott, in einer Welt lebt in der das Bild von der Wirklichkeit eine stärkere Rolle spielt als die Wirklichkeit, etwas das wir selber kennen: In einem positiven Kontext könnte man Kunst, Literatur, Film, Theater und Internet als ein Abbild oder eine Abstraktion der Wirklichkeit ansehen. Die Fähigkeit zur Abstraktion, die sich schon in uralten Höhlengemälden erkennen lässt, ist ja ein Kernmerkmal des menschlichen Bewusstseins, also etwas das weder Tiere noch Maschinen bisher erreicht haben. Heute gibt es viele Vorteile, aber auch Schattenseiten in unserer Fähigkeit das Leben zunehmend in virtuellen Welten, wie TV, Celebrity Culture, Internet & Social Media zu betrachten und zu verbringen. Aber könnte der heutige Stellenwert vom Abbild der Wirklichkeit so tragische Folgen haben wie bei der Lady von Shalott? Es lief hier gestern in den spanischen Nachrichten ein Bericht zum 50. Todestags von Marilyn Monroe (1926 -1962), und als ich sah wie ihr damals 36-jähriger Körper, mit einem Tuch bedeckt auf einer Bahre aus dem Los Angeles Haus, Helena Drive No. 5. herausgeschoben wurde, grübelte ich ob Marilyn – wie so viele andere vor und nach ihr – daran litt, als Traumfigur, als Image zu leben, eher als eine eigene Existenz jenseits der Bilder zu haben?

 

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Agatha Christie: ‘Mord im Spiegel’ als BBC-Hörspiel von 1998 online Das BBC-Hörspiel The Mirror Crack’d from Side to Side. Mit June Whitfield (als Miss Marple), Ian Lavender (als Chief Inspector Craddock), James Laurenson (als Jason Rudd), Pauline Jameson (als Dolly Bantry), Jane Whittenshaw (als Cherry), Liz Goulding (als Ella Zielinsky), John Hartley (als Dr Gilchrist), Saverio Deodato (als Giuseppe), Suzy Aitchison (Miss Knight), Jilly Bond (Heather Badcock), David Timson (Arthur Badcock/Vicar), Nigel Anthony (Ardwyck Fenn), Joanna Monro (Lola Brewster), Sarah-Jane Holm (Margot Bence), David Antrobus (Inspector Cornish), Gayle Hunnicutt (als Marina Gregg). Hörspielbearbeitung: Michael Bakewell. Regie: Enyd Williams. (Hinweis: Vor Beginn des Hörspiels sind ein bis zwei Minuten der vorherigen Radiosendung)

Foto  60er Jahre Agatha Christie Taschenbuch mit Motiv von Lady of Shalott und zerbrochenem Spiegel / Und der Gedichtband A Choice of Tennyson’s Verse, with an introduction von Lord David Cecil vom Faber Verlag

Reisen auf den Spuren des Dichters Das idyllische Dorf Somersby in Lincolnshire, wo Alfred Lord Tennyson (1809-1892) geboren wurde und bis ins junge Erwachsenenalter lebte.

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