
It's the birthday of George Eliot (1819 - 1880), the lady who wrote novels like Middlemarch and The Mill on the Floss
Anhand der Anzahl von Rezensionen bei Amazon, ist die englische Autorin George Eliot (1819 - 1880) in Deutschland nicht ganz so bekannt wie Jane Austen und die Brontë-Schwester, aber zumindest die beiden BBC-Verfilmungen ihrer Romane Middlemarch (siehe Trailer) und Daniel Deronda haben eine beträchtliche Fan-Gemeinde. Speziell Middlemarch, da in deutscher Synchronisierung erhältlich. Beide Filme werden Fans von Elizabeth Gaskell, Thomas Hardy und natürlich Austen und Brontë gut gefallen, da sind wir sicher. So weit unsere Empfehlungen, aber wir wollten für George Eliots heutigen Geburtstag eigentlich etwas über ihre Deutschlandreise im Jahr 1854 schreiben. Ein vielleicht etwas unbekannteres Kapitel aus ihrem Leben, denn die umfangreiche auf obigem Foto abgebildete Biografie von Gordon Haight ist nur auf Englisch erhältlich. George Eliot war gut bewandert in deutscher Literatur, und sprach auch Deutsch. Ihr Mann George Henry Lewes arbeitete damals an einer Goethe-Biografie und die beiden reisten für mehrere Monate nach Deutschland um zu recherchieren, um mit Leute zu sprechen die Goethe noch persönlich gekannt hatten. George Lewes und Marian, so nannten ihre Freunde sie, denn George Eliot wurde als Mary Ann Evans geboren, nahmen am 20. Juli 1854 ein Schiff von Londons St Katharine Wharf die Themse runter und dann über den Ärmelkanal nach Belgien. Sie blieben zwei Tage in Antwerpen wo sie die Kathedrale und Gemälde von Rubens Rubens besichtigten. Dann drei Tage in Brüssel, wo sie viel im Warandepark und Ville Basse spazieren gingen, Eliot wollte in dieser Gegend ein Gefühl für Charlotte Brontës Villette (1853) bekommen, denn diesen Roman, der auf Charlotte Aufenhalt in Brüssel beruhte, schätzte Eliot sogar noch mehr als Jane Eyre. Am 27. Juli nahmen Eliot und Lewes eine Zug nach Lüttich wo sie im Hotel de l’Europe übernachteten und die Kirche St.Jacques besichtigten, die ihnen sehr gefiel, und wo sie dem Orgelspiel zuhörten. Zwei Tage später nahmen sie einen Zug von Lüttich nach Köln. Dort arrangierte jemand für sie ein Treffen mit David Friedrich Strauß, dem deutschen Philosophen und Autor des damals aufseheneregenden Buchs Das Leben Jesu (1836), das Eliot ins Englische übersetzt hatte. George Eliot fand dass Strauß traurig und angespannt wirkte, und war froh als die Reise weiter ging, mit einem Boot auf dem Rhein nach Koblenz, wobei sie der Blick auf Festung Ehrenbreitstein genoss. Danach ging es weiter nach Frankfurt, wo sie im Hotel Weidenbusch übernachteten, nahe Goethes Geburtshaus, das sie zweimal besuchten. Sie sahen sich auch das Goethe-Denkmal von Schwanthaler an und besichtigten Johann Heinrich von Danneckers Skulptur Ariadne auf dem Panther, die sie beeindruckte.

We look at a journey George Eliot and her companion George Lewes made to Weimar (pictured) to research Goethe's life
Von Frankfurt aus nahmen sie den Zug nach Weimar, wo sie im Hotel Erbprinz übernachteten. Eliot und Lewes hatten aufgrund ihres Interesses an Goethe erwartet dass Weimar so etwas wie das Athen des Nordens sei, und waren von der Stadt selber auf Anhieb etwas entäuscht, fanden es sei eher ein Sparta, als ein Athen. Sie hatten durch David Friedrich Strauß eine Empfehlung an Gustav Schöll, den Direktor der Kunstanstalten Weimars bekommen, der ihnen Goethes Dichterzimmer im Stadtschloss Weimar (siehe Foto links) zeigte. Lewes und Eliot sprachen in Weimar auch mit Goethes Vertrauten Johann Peter Eckermann, der zu dem Zeitpunkt sehr gebrechlich war und nur noch wenige Monate zu leben hatte. Am nächsten Tag machten Eliot und Lewes einen Besuch in Altenburg, wo Franz Liszt sie zum Frühstück eingeladen hatte. Liszt war in Begleitung von Prinzessin Sayn-Wittgenstein. Das Frühstück fand im Garten statt und einer der Besucher war Hoffmann von Fallersleben, der Gedichte für die Gäste vortrug. Lewes sprach mit der Prinzessin Carolyne über Goethe. Später ging es in den Salon des Hauses, wo Liszt für die Besucher Piano spielte. (Musik-Clip: ‘Fantaisie romantique mit Video ‘A Trip to Weimar‘). Eliot war begeistert und kommentierte:
‘For the first time in my life I beheld real inspiration - for the first time I heard the true tones of the piano. He played one of his own compositions - one of a series of religious fantaisies. There was nothing strange or excessive about his manner… there was nothing petty or egoistic to mar the picture‘.
Liszt besuchte Eliot und Lewes öfters, ging mit ihnen im Hotel Erbprinz essen oder zum Kaffeetrinken in die Kaufgasse. Bei einem dieser Treffen stellte Liszt ihnen einen jungen russischen Komponisten namens Anton Rubenstein vor, dessen Oper Die Sibirischen Jäger Liszt im Begriff war als Aufführung zu produzieren. Liszt stellte den beiden auch Musik von Wagner vor. Eliot fand Lohengrin langatmig und monoton, aber mochte Tannhäuser und Der Fliegende Holländer. Eliot und Lewes wurden auch öfters von der jungen Mäzenin Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst zu Abenden eingeladen, es gab Vorführungen von einem Zauberkünstler namens Hermann und Clara Schumann spielte Piano. Eliot vermerkte in ihrem Tagebuch das Claras Ehemann geisteskrank geworden war und Clara nun alleine acht Kinder ernähren müsse. Lewes arbeitete weiter an seiner Goethe-Biografie und versuchte mit jedem zu sprechen der Goethe persönlich gekannt hatte. Seine Schwiegertochter Ottilie von Goethe erlaubte Lewes, sich Goethes Arbeitszimmer und Schlafzimmer anzusehen. Eliots und Lewes etwa dreimonatiger Aufenthalt in Weimar ging Anfang November zu Ende. Sie frühstückten zum Abschied mit Liszt und Prinzessin Marie. Gustav Schöll brachte Lewes Empfehlungsbriefe für den anstehenden Aufenthalt in Berlin vorbei, und für Eliot ein Gedicht von Ludwig Uhland. George Eliot wunderte sich etwas über die ‘thoroughly german‘ Art, mit mehrfachen Küssen auf den Mund Abschied zu nehmen und am 3. November 1854 nahmen Eliot and Lewes den Zug nach Berlin.

Eliot and Lewes stayed 4 months in Berlin, during which time they met many writers, scientists and artist, among them the sculptor Christian Rauch who had known Goethe personally
Die erste Nacht in Berlin verbrachten sie in ‘Kellner’s Hotel Hotel de l’Europe in der Taubenstrasse’ (das wir momentan nicht einordnen können, Tipps willkommen), wo sie für die nächsten vier Monate auch zum Essen gingen, obwohl sie eine andere Bleibe in einem Privathaus in der Dorotheenstraße gefunden hatten. Aber sebst diese kostete dreimal so viel wie ihre Unterkunft in Weimar. Sparta hatte etwas für sich. In Berlin trafen sie Varnhagen von Ense der Lewes und Eliot im Salon des Fräulein von Solmar vorstellte der damals eine gesellschaftliche Drehscheibe war, und wo sie Leute wie den Historiker Karl Vehse trafen. Eine weitere Bekanntschaft die sie Berlin machten war mit dem Schriftsteller Adolf Stahr und seiner Frau Fanny Lewald, einer Schriftstellerin und Aktivistin für Frauenemanzipation. Eine Person die Lewes und Eliot sympathisch sehr fanden, war der Physiker Heinrich Magnus der sie zu einer Party einlud und ihnen dort andere renommierte Wissenschaftler wie den Physiologen Johannes Müller, den Mathematiker Du Bois-Reymond und den Mikrobiologen Christian Ehrenberg vorstellte. Die Person die Eliot und Lewes in Berlin, und in der Tat in Deutschland am meisten beeindruckte war, neben Liszt, der Bildhauer Christian Rauch (1777 – 1857), damals 76 Jahre alt aber sehr rüstig und freundlich, und als jemand der Goethe gut gekannt und in Stein gemeißelt hatte, ein faszinierender Kontakt der Lewes und Eliot viel über den Dichter erzählen konnte. Es war jetzt sehr kalt geworden in Berlin und besonders Eliot litt darunter. Sie war arbeitsmäßig nicht so ausgelastet wie Lewes mit seiner Goethe-Biografie, vermisste die langen Spaziergänge die sie in Weimar unternommen hatten, und verbrachte stattdessen viel Zeit mit Lesen, darunter Schiller, Lessing, Schlegel, Heine und fast jedes Wort das Goethe je geschrieben hatte. Im Alten Museum von Berlin suchte und fand sie ein Gemälde das Goethe in Wahlverwandtschaften beschrieben hatte – etwas auf wir noch zurückkommen werden. Des abends gingen Lewes und Eliot gelegentlich ins Theater und in die Oper. Als die Zeit für die Abreise von Berlin gekommen war, brachte Heinrichs Bruder Eduard Magnus ihnen Lithographien von zweien seiner Gemälde als Abschiedsgeschenk vorbei. An einem verschneiten Morgen am 11. März 1855, trat die Schriftstellerin George Eliot mit ihrem Lebensgefährten George Lewes die Reise zurück nach England an. Ein bemerkenswertes Kapitel im Leben von einer der größten Schriftstellerinnen Englands. Eine Autorin deren Bücher wir im Licht ihrer Reisen und Bekanntschaften um so faszinierender finden.
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Info Als Hintergrundmaterial für diesen Artikel diente uns die George Eliot Biografie von Gordon Haight, siehe obiges Foto, die bei Amazon.de erhältlich ist. Nur auf Englisch.
Verfilmung Hier ein deutscher Trailer für Middlemarch Verfilmung (BBC, 1994) / nach der Romanvorlage von George Eliot. Mit Juliet Aubrey (Dorothea Brooke), Patrick Malahide (Edward Casaubon), Rufus Sewell (Will Ladislaw), Douglas Hodge (Dr Lydgate) u. a.
Radio-Dokumentationen Eine WDR-Sendung vom Jahr 2019 über die britische Autorin George Eliot. Von Jutta Duhm-Heitzman. Redaktion: Hildegard Schulte. Ebenfalls online: Ein englisches BBC-Feature über Eliot
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