Wir hatten vor ein paar Tagen das Glück, einen Routemaster zu finden, siehe unser Foto. Ein Designklassiker mit großer Fan-Gemeinde den man normalerweise nur noch in Museen sieht. Der Doppeldecker der jahrzehntelang eins der berühmtesten Wahrzeichen von London war, fiel dem Rationalisierungswahn der 80er und 90er Jahre zum Opfer. Der Fehler des Routemasters, aus Sicht der Rationalisierer, war dass der Bus zwei Personen an Bord Arbeit gab: Einem Fahrer und einem Schaffner. Der Routemaster hat nämlich keine vordere Tür sondern eine offene Plattform – nützlich beim Mangel von Haltestellen im Stadtverkehr – zum Ein- und Aussteigen am Ende des Busses. Dort passte der Schaffner auf und regelte die Fahrscheine. Das funktionierte bestens, bis jemand die Idee hatte dass Busfahrer zwei Jobs zugleich machen sollten. Ein Irrsinn. Als ob Fahrer nicht schon genug Stress und Verantwortung am Hals hätten. Wir haben schon alle möglichen Szenen erlebt: Betrunkene, Leute die mit Fahrern über Bustarife streiten. Nur der Tatsache dass der knapp 10 Meter lange Routemaster mit seiner Aluminiumkarosserie ein sehr langes Leben hatte, ist zu verdanken dass die letzten dieser Modelle hier und da noch bis ins Jahr 2005 fuhren. Fantastisch, wenn man bedenkt dass der Routemaster nur von 1958 bis 1968 in Produktion war. Die heutigen monströs langen Gelenkbusse sind in London so unbeliebt dass mittlerweile an einer Rückkehr der legendáren Doppeldecker gearbeitet wird. Die ursprüngliche Design-Idee für den Routemaster war, einen Bus mit deutlich weniger Gewicht und dadurch geringerem Spritverbrauch und besserem Fahrverhalten zu bauen. Dabei wurden Konstruktionstechniken aus der Luftfahrt eingesetzt. Resulat: der Routemaster wog fast eine Tonne weniger als frühere Busse und hatte, mit 64 Passagieren, sogar mehr Raum. Die Firma AEC, die Associated Equipment Company existiert nicht mehr, aber der Routemaster ist eins jener britischen Designkonzepte die es schafften, ähnlich wie der Landrover und der Mini, Nützlichkeit und gutes Aussehen unter einen Hut zu kriegen.
Was Popkultur anbelangt, ist ein Routemaste in grüner Ausführung im Beatles-Video Penny Lane, in dem John Lennon cooler aussieht als die Polizei erlaubt. Der Sänger von Blursteht in For Tomorrow auf der offenen Plattform eines Routemasters. Der Bus ist auch in Spielfilmen, wie in dieser dubiosen Klamotte von den Hammer-Studios: On The Buses (1971). Ja…sicher, für Wartungsarbeiten am Routemaster waren Blondinen in Miniröcken obligatorisch. Als wir obiges Prachtstück von einem Routemaster in der Landschaft stehen sahen, war eine Blondine zwar ausnahmsweise nicht in Sicht aber dennoch leuchteten unsere Augen auf wie ein Weihnachtsbaum.konnte nämlich, dank der offenen Plattform des Busses, sogar reingehen und die Fahrerkabine und das Oberdeck auschecken. Kein Zaun, kein Schild, kein Mensch und kein Rottweiler war da um uns davon abzuhalten. Vielleicht gehört der Routemaster ja zur Love & Peace Generation. Wir kamen sogar nochmal zurück und gaben der Sache etwas zusätzliche Romantik, so á la Grateful Dead Live iin Europe, auf deren Cover der Bus auch zu sehen ist. Bei allen angeblichen und von Journalisten herbei geredeten und geliebten Apokalypsen, ist es eine exzellente Chance, Lesern diesen Neujahrsgruß zu senden: Keep on truckin’!
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