It was ahead of its time, the theme of the relation between photography and reality has, in the age of the internet, even more relevance than 50 years ago. We also look at a classic Nikon camera that became famous through the movie

Fotografie und ihr Verhältnis zur Realität ist ein zentrales Thema dieses Films, in dem ein Fotograf Hinweise darauf findet dass er zufällig einen Mord fotografiert hat. Der alte Spruch ‘Die Kamera lügt nicht’ – der aus den Frühzeiten der Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt – wird auf den Kopf gestellt und zur Frage, ob die Kamera jemals die Wahrheit erzählt? Der 50 Jahre alte Filmklassiker von Michelangelo Antonioni  (1912-2007) wirkt immer noch erstaunlich modern, zeigt London mit den Augen eines Fremden, jenseits der üblichen ‘Schirm, Charme & Melone’ Klischees. Nachfolgend Infos über einige fast unverändert aussehende Drehorte, eine coole Nikon-Kamera die durch Blow Up (1966) berühmt wurde, und bemerkenswerte Nebendarsteller wie die Lady auf dem Filmposter…und Jimmy Page. Es geht um einen Fotografen namens Thomas, der mit seinem Studio im London der 60er Jahre ein gefragter und wohlhabender junger Mann von etwa Mitte Zwanzig ist. Frauen, besonders Models, liegen ihm regelrecht zu Füßen. Das Filmposter, siehe auch obiges DVD-Cover, zeigen einen seiner Foto-Shoots, eine berühmte Szene vom Film. Der Fotograf wird nicht sehr sympathisch dargestellt, obwohl er kein absichtlich fieser Typ ist, eher ein typischer Kontroll-Freak der gewohnt ist dass alles nach seiner Pfeife tanzt, und dem jedes Mittel recht ist um seine Bilder zu bekommen. Am Anfang sieht man ihn zum Beispiel mit alten Klamotten aus einem Obdachlosenasyl herauskommen, wo er inkognito voyeuristische Bilder für einen Fotoband über verarmte Menschen in London gemacht hat.

Some film locations like Maryon Park, above, remain almost unchanged to this day. Picture book views of swinging London are avoided and it looks less dated than other 60s movies

Es ist bekannt dass Antonioni, der seine Karriere als Dokumentarfilmer begann, für Blowup (1966) ausgiebig im Millieu von Londons Starfotografen recherchierte. Bat sie sogar darum, Fragebögen mit technischen Details auszufüllen. Gut möglich dass er so auf die Nikon F1 kam, eine innovative Kleinbild-Spiegelreflexkamera die damals das beste auf dem Markt war und in Schlüsselszenen von Blow Up vorkommt. Bezahltes Product Placement? Eher Bedürfnis nach Authentizität. Vielleicht interessiert es Foto-Freaks dass Thomas in der berühmten Park-Szene ein Nikkor-H 85mm 1:1.8 Objektiv verwendet, für das man heute noch hohe Gebrauchtpreise zahlt. Die Park-Szene von Blow Up kommt als der Fotograf in einen Antiquitätenladen geht, wo er einen alten, hölzernen Flugzeugpropeller als Dekoration für sein Atelier kauft. Als er heraus kommt, sieht er auf der anderen Straßenseite den Park, geht aus Neugier hinein und bemerkt nach einiger Zeit einen Mann und eine Frau die ein Liebespaar zu sein scheinen. Er folgt seinem Fotografen-Instinkt und macht unbemerkt einen ganze Reihe von Fotos von den beiden. Als er gerade gehen will, wird er jedoch von der Frau konfrontiert, die deutlich jünger als der Mann ist, und Thomas eindringlich auffordert, ihr den Film auszuhändigen. Davon lässt sich der mit allen Wassern gewaschene Fotograf jedoch nicht beeindrucken, er wimmelt die von Vanessa Redgrave gespielte Frau mit dem Versprechen ab, ihr den Film zu geben wenn er ihn entwickelt und angesehen hat. Der Park in dem die Szene spielt und der öfters im Film vorkommt, ist übrigens bis heute fast unverändert. Sogar der Tennisplatz, in dem die Pantomimen-Szene am Ende des Films stattfindet, ist heute noch im Maryon Park, siehe Foto, in Londons Stadtbezirk Greenwich.

'Blowup' refers to enlarging photos or parts them. In the movie the photographer thinks he may have evidence of a murder on some photos he took. The Nikon F he used became famous

An dieser Stelle beginnt das Leben des sonst so selbstsicheren Fotografen aus den Fugen zu geraten. Als er zuhause in seiner Dunkelkammer den Film entwickelt, fallen ihm Dinge auf die er vorher nicht bemerkt hatte. Beim zunehmenden Vergrößern der Bilder, dem ‘Blowup’ des Filmtitels, glaubt er einen Toten, seinen Mörder und sogar dessen Waffe auf den Fotos zu sehen. In spannend gefilmten Szenen sieht man Thomas in seinem Atelier, umgeben von vergrößerten Fotos die er überall an den Wände gehängt hat um so, aus verschiedenen Blickwinkeln, die Tat zu rekonstruieren. Will der Regisseur mit diesen Szenen die sich intensiv mit der ‘Wahrheit’ von Bildern beschäftigen, etwas spezifisches ausdrücken? Lesen wir seine eigenen Worte zu dem Thema:

We know that under the revealed image there is another one which is more faithful to reality, and under this one is yet another, and again another under this last one, down to the true image of that absolute, mysterious reality that nobody will ever see. Or perhaps, not until the decomposition of every image, of every reality. (Michelangelo Antonioni)

Bald darauf taucht auch die junge Frau aus dem Park wieder in seinem Leben auf. Kann er ihr vertrauen? Obwohl der Kern der Story nicht zwingend in London spielen müsste – in der Tat auf einer Kurzgeschichte beruht die am Ufer der Seine in Paris spielt – hat Antonioni daraus einen Film gemacht der, besser als andere, das Swinging London der 60er Jahre verewigt. London ist hier noch nicht zum Rent-a-Hippie Klischee geworden, mitunter weil Antonioni die Epoche in ihrem Anfangsstadium erwischt – und auch nicht unnötig romantisiert. Er wählt einige Drehorte die kühl und zeitlos wirken, wie die modernistische Economist Plaza in der Anfangsszene mit der Sponti-Pantomimen-Truppe. Er wahrt auch emotionale Distanz zur Rockkultur: Die Musik und die Bühnenszene mit Jimmy Page & Yardbirds im Konzert ist stark – der spätere Led Zeppelin Gitarrist ist mit Fender Telecaster ganz links auf der Bühne - aber die Zuschauer wirken nicht besonders cool, sondern eher identitätslos. Jedenfalls scheint der Regisseur, der damals schon über 50 war, die Hipster nicht zu idealisieren. Swinging London ist für ihn kein romantisches Ideal per se, sondern eine interessante Bühne für die Geschichte die er filmt. Seine Auseinandersetzung mit unserem instinktiven Glauben an Bilder – auch ohne Kontext – ist im Zeitalter des Internets noch aktueller als vor 50 Jahren.

 

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Wussten Sie schon?  Die Lady auf dem Blowup-Filmposter ist Vera Gräfin von Lehndorff, die als Model namens Verushka bekannt und sehr erfolgreich wurde. Sie ist Tochter von Heinrich Graf von Lehndorff-Steinort, einem Offizier der 1944 als Widerstandskämpfer im Zusammenhang mit Operation Walküre hingerichtet wurde. Sie ist mittlerweile 76 Jahre alt und hat die Biografie Veruschka. Mein Leben (2011) veröffentlicht. Sie war u. a. an Musikprojekten mit Blixa Bargeld von Einstürzende Neubauten beteiligt, und auf einem Plattencover von Suede als Mann verkleidet, genauer gesagt, als Mann angemalt zu sehen. Sie hat in Blow Up (1966) mit ‘Ich bin in Paris‘ im Kontext des Films auch eine der besten Zeilen

Weitere Infos YouTube-Clip von der Fotoentwicklungs-Szene in Blow Up (1966) mit David Hemmings. Der Film ist als synchronisierte DVD erhältlich und hat beim deutschen Amazon positive Rezensionen. Extras: Ein Audio-Kommentar von Peter Brunette, Autor des Buchs The Films of Michelangelo Antonioni (1998)

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